Zwei Drittel der jungen Wirtschaft pessimistisch für die Zukunft

Umfrageergebnisse zum Tag der jungen Wirtschaft

 In der jungen Unternehmergeneration in Deutschland schwindet die Hoffnung auf eine gute Perspektive: Zwei von drei jungen Führungskräften sind pessimistisch, wenn Sie an den Wirtschaftsstandort Deutschland in 20 Jahren denken. Das ist das Ergebnis des neuen „Zukunftsbarometers“, das der Verband der Wirtschaftsjunioren Deutschland am 12. Juni 2023 in Berlin vorstellen wird. Anlass ist das Gipfeltreffen zum zweiten Tag der jungen Wirtschaft. Zu den größten Sorgen junger Unternehmerinnen und Unternehmer zählen Bürokratie, steigende Lohnkosten und der Fachkräftemangel. Hoffnung macht insbesondere das Potential der Künstlichen Intelligenz. 

Der Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren und IT-Unternehmer Tobias Hocke: „Für gesellschaftliche Veränderungen und Fortschritt ist die junge Generation von zentraler Bedeutung. Im Sommer 2023 blicken jedoch große Teile von ihr pessimistisch auf die kommenden zwei Jahrzehnte. Als Signal für Aufbruch und Optimismus richten die Wirtschaftsjunioren am 12. Juni den zweiten Tag der jungen Wirtschaft aus. Unter dem Motto ‚mutig handeln‘ gehen wir Zukunftsthemen an: Künstliche Intelligenz und Innovation, Nachhaltigkeit und Transformation. Die junge Generation hat einen großen Gestaltungswillen. Aber sie braucht dafür eine Plattform und Handlungsspielraum.“ 

Der größte Hemmschuh: Fast neun von zehn Befragten sind in ihrem Unternehmen geringfügig bis stark von den Folgen von Bürokratie betroffen (86 Prozent). 74 Prozent beklagen die schleppende und inkonsequente Digitalisierung der deutschen Verwaltung. Besonders die langen Bearbeitungszeiten und die analogen, umständlichen Verfahren bei Baugenehmigungen und Fördermittelanträgen werden von vielen jungen Unternehmerinnen und Unternehmern moniert. 

Dennoch besitzen 89 Prozent der im „Zukunftsbarometer“ Befragten entweder keine BundID zur Identifizierung von Online- Anträgen beziehungsweise wissen gar nicht, was das ist. Den WJD-Bundesvorsitzenden überrascht das nicht: „Anstatt im Rahmen einer Verwaltungsreform konsequent zu digitalisieren und alten Ballast abzuwerfen, werden beim Onlinezugangsgesetz überholte analoge Prozesse in den digitalen Raum transferiert. Warum bezieht die Politik die junge Generation hier nicht viel stärker ein?“ 

Denn die wirtschaftlichen Entwicklungen und Chancen von Digitalisierung und Automatisierung zählen für die junge Wirtschaft zu den wichtigsten Katalysatoren der Zukunft: 72,1 Prozent rechnen mit starken bis sehr starken Auswirkungen auf ihre Branche. Insbesondere von der Künstlichen Intelligenz (KI) versprechen sich viele eine positive Wirkung: Mehr als vier von fünf Befragten stimmen mindestens teilweise der Aussage zu, dass die Chancen durch KI für die Wirtschaft größer sind als die Nachteile (81 Prozent). 78,1 Prozent befürworten mindestens teilweise, dass für den Einsatz von KI von der Politik klare Regeln geschaffen werden sollten. 

Insgesamt haben fast zwei Drittel der jungen Unternehmerinnen und Unternehmer KI bereits im Unternehmenskontext eingesetzt (62,6 Prozent). 28,2 Prozent aller Befragten sehen in der KI sogar eine wirksame Lösung gegen den Fach- und Arbeitskräftemangel. Am häufigsten genutzt wird KI bisher für Recherchearbeit (36,9 Prozent) und das Verfassen von öffentlichen Texten (32,6 Prozent). Zugleich bietet KI nach Meinung der jungen Unternehmerinnen und Unternehmer Potenzial beim Bürokratieabbau: 77,2 Prozent wünschen sich, dass die Politik zeitnah den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Vereinfachung von Verwaltungsdienstleistungen plant. 

„Die junge Wirtschaft sieht großes Potential in der Künstlichen Intelligenz“, bilanziert Hocke. „Doch erste Reaktion auf den ‚AI Act‘ der Europäischen Union zeigen auch, wie wichtig es sein wird, Unternehmerinnen und Unternehmer frühzeitig bei der Planung der Regulationsprozesse einzubinden. Nur so wird es gelingen, praxisnahe und effiziente Strukturen für KI zu etablieren, die es der jungen Wirtschaft ermöglichen, ihre volle Innovationskraft zu entfalten.“ 

Alle Ergebnisse der Befragung zum „Zukunftsbarometer“ können auf www.wjd.de und www.tagderjungenwirtschaft.de eingesehen werden. 

4×4 unter 40“: Neuer Preis für mutige Unternehmerinnen und Unternehmer 

Zum Tag der jungen Wirtschaft vergeben die Wirtschaftsjunioren gemeinsam mit dem Süddeutsche Zeitung Institut erstmals die neue Auszeichnung ‚4×4 unter 40‘ an je vier mutige Unternehmerinnen und Unternehmer unter 40 Jahren in den vier Bereichen Technologie, Nachhaltigkeit, Vielfalt und Wandel. 

„Mit ‚4×4 unter 40‘ würdigen wir mutige junge Menschen, die uns an die Zukunft glauben lassen“, erklärt Hocke, der selbst der jüngste Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren aller Zeiten ist. „Unser Zukunftsbarometer zeigt, dass wir mehr Zuversicht und Optimismus in der jungen Generation entfachen müssen, wenn wir die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland sichern wollen. Erfolgreiche Role Models sind als Quelle der Inspiration dabei enorm wichtig. Sie zeigen, dass unternehmerischer Mut sich am Ende auszahlt.“ 

Jury-Vorsitzende für den Preis „4×4 unter 40“ ist Gründerin und Model Sara Nuru. Zu den weiteren Jury-Mitgliedern zählen neben dem WJD-Bundesvorsitzenden Tobias Hocke und der WJD-Bundesgeschäftsführerin Laura Jorde auch der Direktor Think Tank des SZ Instituts Dirk Von Gehlen sowie DIHK-Vizepräsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller. 

Grundlage der Daten: 
im Zeitraum 03.05. – 17.05.2023 befragten die Wirtschaftsjunioren insgesamt 1.008 Mitglieder über einen Online-Fragebogen. Die Wirtschaftsjunioren sind das größte Netzwerk junger Unternehmerinnen, Unternehmer und Führungskräfte unter 40 Jahren in Deutschland. Befragt wurden sowohl aktive Mitglieder der Wirtschaftsjunioren unter 40 Jahren (609) als auch Fördermitglieder über 40 Jahren (399). 

Download Ein roter Faden für den Wirtschaftsstandort Deutschland

Zwei Drittel der jungen Wirtschaft sind pessimistisch, wenn sie an den Wirtschaftsstandort Deutschland in 20 Jahren denken

Wovon sind die Unternehmen betroffen?

Hoffnung macht das Potential der KI

Die Politik sollte zeitnah den Einsatz von KI zur Vereinfachung von Verwaltungsprozessen planen

2/3 der jungen Unternehmerinnen und Unternehmer haben KI bereits im Unternehmen eingesetzt.