Denise Schurzmann – Geschäftsführerin & Bundesvorsitzende: „Es treibt mich an, der jungen Generation in der Wirtschaft eine Stimme zu geben.“

Denise Schurzmann ist Geschäftsführerin der Krause Industrieschaltanlagen GmbH in Raubling und Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren. Sie zählt zu den Top 25 Frauen, die von Business Insider als „Zukunftsmacherinnen“ bezeichnet werden. 2015 übernahm sie noch während des Studiums das mittelständische Unternehmen ihres Vaters, nachdem ihr Vater an Leberkrebs gestorben war.

DENISE SCHURZMANN, KRAUSE INDUSTRIESCHALTANLAGEN & BUNDESVORSITZENDE DER WIRTSCHAFTSJUNIOREN

Liebe Denise, du bist hauptberuflich Geschäftsführerin der Krause Industrieschaltanlagen GmbH in Raubling und seit kurzem Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren Deutschland.  Erzähl uns mehr darüber – war das schon immer etwas, was du machen wolltest?

Mein Jugendtraum war es, Springreiterin zu werden. Ich war sogar im Bayerischen Landeskader. Hindernisse zu überwinden hat mich schon immer fasziniert.

Ob Pferd oder Firma – man braucht ein gutes Gespür, Ausdauer und Vision, um ans Ziel zu gelangen.

Das habe ich von meinem Vater gelernt – und so wurde mit der Zeit aus seinem unternehmerischen Traum auch meine Leidenschaft. Heute bin ich sehr stolz, das Familienerbe in die Zukunft zu überführen und sogar weiterzuentwickeln. 

Noch während des Studiums 2015 hast du das mittelständische Unternehmen deines Vaters übernommen. Wie hast du dich dafür vorbereitet? Hattest du Sorgen oder Bedenken dabei?

Beim Vorbereiten und Erleben ist es wie mit dem Schatten des Rampenlichts im Theater.

Du kannst beobachten, wie sich der Schatten des Hauptdarstellers bewegt. Aber Du weißt nicht, wie es ist, wenn Dir das Publikum gegenübersitzt und die Scheinwerfer ins Gesicht strahlen.  

Viel Vorbereitungszeit hatte ich ohnehin nicht. Mein Vater ist sehr unvermittelt gestorben und ich musste ins kalte Wasser springen. Anfangs hatte ich Selbstzweifel. Aber ich kannte den Betrieb und die Mitarbeitenden gut:

Ich bin über die Jahre zuvor in jeder Abteilung des Unternehmens tätig gewesen. Wenn es irgendwo Engpässe gab, hatte ich mich auch selbst auf den Stapler gesetzt, Bauteile bestellt oder Pakete mit ausgepackt.

Dieser Einsatz hat mir viel Rückhalt unter den Mitarbeitenden gegeben – und mir persönlich Selbstvertrauen.

Du selbst bist Geschäftsführerin, was denkst du, welche Eigenschaften sollten junge Führungskräfte und Unternehmer haben?

Ohne positive Energie und Tatendrang geht es nicht. Und die entwickeln sich nur, wenn man den Blick in die Zukunft richtet und mit einem Gespür für aktuelle Themen eine Vision entwickelt.

Konkret etwa die Digitalisierung, New Work oder die Industrie 4.0. Aber auch wenn ich die Rolle der Geschäftsführerin allein besetze, agiere ich nicht allein.

Ebenso ein Austausch auf Augenhöhe, also das Gespräch mit anderen jungen Führungskräften. Das Netzwerk der Wirtschaftsjunioren Deutschland ist für mich deshalb ungemein wertvoll. 

Ein offenes Ohr für die Mitarbeitenden ist unabdingbar, wenn man das volle Potential des Unternehmens kennen und nutzen möchte.

Denise Schurzmann

Geschäftsführerin der Krause Industrieschaltanlagen GmbH

DENISE SCHURZMANN ZU WIRTSCHAFTSJUNIOREN UND IHRE ZIELE ALS BUNDESVORSITZENDE

© Manfred Huber – MH Photography

Liebe Denise, seit zehn Jahren engagierst du dich ehrenamtlich bei den Wirtschaftsjunioren, wie bist du dazu gekommen?

Meine Eltern waren beide Mitglieder der Wirtschaftsjunioren (WJ). Mein Vater war stellvertretender Bundesvorsitzender. Meine Mutter war im Kreis sehr aktiv und hat viele WJ-Veranstaltungen organisiert.

An meiner ersten Wirtschaftsjunioren-Konferenz habe ich im Bauch meiner Mutter teilgenommen.

Der Verband wurde mir also in die Wiege gelegt. Aber auch bei anderen Mitgliedern spüre ich: Die Wirtschaftsjunioren sind wie eine Familie. Hier werden Bande fürs Leben geknüpft.  

Seit Beginn des Jahres bist du Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren Deutschland, dem größten Netzwerk junger Unternehmerin und Unternehmer. 

Wie kam es dazu? Wie wird man Bundesvorsitzende?

Der Prozess selbst ist recht einfach: Man stellt ein Team zusammen und stellt sich zur Wahl.

Natürlich gibt es einige Voraussetzungen, etwa das Ausüben von Ämtern auf Landes- und Kreisebene. 2021 war ich Landesvorsitzende in Bayern. Man wächst also Stück für Stück in ein solches Amt.

Aber beim Eintritt hatte ich mir nicht das Ziel gesetzt, einmal Vorsitzende zu werden.

Ich habe einfach einen Gestaltungswillen, und der hat dazu geführt, dass mein Engagement im Verband über die Jahre immer größer wurde. Es treibt mich an, der jungen Generation in der Wirtschaft eine Stimme zu geben. 

Was steht für dich im Amtsjahr im Vordergrund, zudem du das Amt für ein Jahr vertrittst?

Die Liste der Herausforderungen ist lang, von der Digitalisierung bis zur Klima- und Energiekrise.

Wir sollten diese Veränderungen aber nicht fürchten. Als junge Generation wollen wir die Zukunftschancen aufzeigen. Mein Jahresthema im Verband ist daher #restartzukunft.

Nehmen wir die Digitalisierung, sie bietet Möglichkeiten zum Wandel der analogen Bürokratie unserer Behörden. Und auch im Wandel der deutschen Wirtschaft zur Klimaneutralität stecken Chancen:

Eine erfolgreiche Transformation kann zu einem echten Standort- und Wettbewerbsvorteil werden.  

Welche Ziele hast du dir für dieses eine Jahre vorgenommen?

Ich möchte noch mehr junge Führungskräfte für unseren Verband begeistern und als Mitglieder gewinnen. Du bist unter 40 und Führungskraft? Dann solltest Du die Wirtschaftsjunioren kennen!

Denn unsere Generation braucht eine starke Stimme, die Gehör findet. Und nachdem die Pandemie uns gefühlt deutlich mehr als nur 1,5m auf Abstand gebracht hat, braucht es Brückenbauer.

Die Wirtschaftsjunioren sind das perfekte Netzwerk, um den Corona-Winterschlaf hinter Dir zu lassen.

Frauen haben es auch heute noch in der Geschäftswelt schwerer als Männer, woran liegt das? Und wie können wir das verändern?

Eine Befragung unter mehr als 1.000 Mitgliedern unseres Verbandes im November 2021 hat gezeigt: Bei Frauen werden Kinder als Karrierehindernis wahrgenommen, bei Männern nicht.

Trotz aller Fortschritte, in puncto Chancengleichheit gibt es also noch immer Luft nach oben. Frauen fehlt es daher mitunter an Selbstvertrauen.

Sie Netzwerken weniger und scheuen das Rampenlicht.

Im Verband haben wir großartige Wirtschaftsjuniorinnen, die jungen weiblichen Führungskräften Inspiration geben können. Und im direkten Austausch natürlich auch wertvolle Tipps für die eigene Karriere. 

Wenn wir uns Veränderung wünschen, müssen wir Sie selbst vorantreiben. Wir brauchen weibliche Role-Models.

Denise Schurzmann

WJD-Bundesvorsitzende 2022

Gab es Situationen, die für dich schwerer waren, da du eine Frau bist, wenn ja, wie bist du damit umgegangen?

Mein Unternehmen ist im Maschinenbau unterwegs, eine klassische Männerbranche. Klar, ich bin am Anfang als junge blonde Frau vielen Vorurteilen begegnet.

Wenn mich Menschen unterschätzen, sehe ich das allerdings als Chance, sie zu überraschen.

Mit einem Mix aus Lockerheit, Durchsetzungsvermögen und entwaffnender Offenheit ist mir das ganz gut gelungen. Eine Prise Mut gehört auch dazu.

Den habe ich dank des Wissens, dass meine Mitarbeitenden und die Menschen, die mir nahe stehen, mich immer unterstützen. Dazu zählt natürlich auch der Rückhalt und der Austausch im WJ-Netzwerk. 

DENISE SCHURZMANN ÜBER IHR ERFOLGSERLEBNIS

Welche Person, Mentor oder welches Buch hat dich in deinem Leben am meisten beeinflusst? 

Meine Eltern haben mich immer inspiriert. Meine Mutter ist selbst Unternehmerin und eine sehr starke Frau – ein echtes Role Model.

Mein Vater ist leider viel zu früh verstorben, aber er hat mein unternehmerisches Denken und meinen Wertekompass wesentlich geprägt. Daher bin ich beiden, meinen Eltern ungemein dankbar.  

Liebe Denise, wie wir schon erwähnt haben bist du Geschäftsführerin und zudem auch Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren.

Was gilt für dich persönlich als größtes Erfolgserlebnis?

Um mein größtes Erfolgserlebnis zu sehen, braucht es nicht den Blick auf mich, sondern auf die Menschen um mich herum.

Es ist für mich eine große Freude zu sehen, was für ein starkes Team an meiner Seite steht, im Unternehmen ebenso wie im Ehrenamt.  

Was hilft dir und wie motivierst du dich, um deine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren?

Meine Leidenschaft – für das Familienunternehmen und die Verbandsarbeit. Aber vor allem auch für die Menschen dahinter.

Mein größter Antrieb ist es zu sehen, wie wir gemeinsam miteinander wachsen; nicht nur wirtschaftlich, sondern auch menschlich.   

Was wird in den nächsten Jahren an Wichtigkeit gewinnen und was verlieren?

An der Digitalisierung führt kein Weg vorbei. Wir werden dauerhaft weniger reisen. Ich glaube, es wird zugleich eine Renaissance der Regionalität geben. Global vernetzt – aber im engen Austausch vor Ort.

Die Wirtschaftsjunioren sind dafür hervorragend aufgestellt. Das Thema Vielfalt wird ebenfalls weiter an Bedeutung gewinnen.

Als Wirtschaftsjunioren haben wir die Jahreskampagne #UnternehmenVielfalt 2022 fortgesetzt, um Diversität und Inklusion in der Wirtschaft zu fördern. Dabei geht es nicht um Altruismus.

Der Blick auf den wachsenden Fachkräftemangel zeigt, dass es hier dringenden Handlungsbedarf gibt.  

Zu welchen Themen wirst du dir Fachwissen aneignen und dich weiterbilden? 

Ein starkes Netzwerk ist der beste Coach. Wann immer wir uns mit Menschen umgeben, die in mindestens einem Bereich mehr Expertise besitzen als wir selbst, können wir uns weiterbilden.

Die Transformation der mittelständischen Industrie ist für mich im Unternehmen hochrelevant, daher bringe ich mich im DIHK-Mittelstandsausschuss ein.

Außerdem bin ich Mitglied der IHK-Vollversammlung und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses Unternehmerinnen der IHK München.

In meinen Netzwerken und meiner Gremienarbeit habe ich eine permanente Auseinandersetzung zu aktuellen Themen und Trends.   

Zum Schluss, welchen Rat würdest du unseren Leser/innen mit auf den Weg geben? 

Setzt euch Ziele und handelt nach eurer Vision. Daraus wächst ein Selbstvertrauen, das auch Krisenzeiten übersteht.

Ein starkes Netzwerk hilft dabei, das Beste aus uns herauszuholen. Denn ambitionierte Menschen beflügeln einander!