Junge Wirtschaft: Fachkräftemangel größere Sorge als Energiekrise

Der große und wachsende Mangel an Fachkräften in Deutschland wiegt für viele junge Unternehmerinnen und Unternehmer noch schwerer als die Preisspirale bei Energie und Rohstoffen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 933 Mitgliedern der Wirtschaftsjunioren Deutschland im Oktober 2022. Für mehr als die Hälfte der Befragten zählen die Arbeitskosten und der Fachkräftemangel zu den größten Herausforderungen im Unternehmen. Die WJD hatten bereits im August einen Fünf-Punkte-Plan zur Fachkräftesicherung vorgestellt. Bei den Plänen von Arbeitsminister Heil zum neuen Zuwanderungsgesetz wird es wichtig sein, nicht neue Bürokratiehürden aufzubauen und stattdessen Behördenprozesse wie Visa-Verfahren schneller und digitaler zu gestalten.

Neben den wachsenden Energie- und Rohstoffpreisen und dem frappierenden Fachkräftemangel sind viele Mitglieder mit ihren Unternehmen bereits seit Monaten von Lieferkettenproblemen betroffen. Mehr als jeder fünfte Betrieb – Dienstleistungsunternehmen herausgerechnet – musste aus diesem Grund bereits die Produktion drosseln oder gänzlich unterbrechen. Doch Not macht auch erfinderisch: Mehr als die Hälfte unserer befragten Mitglieder erschließt infolge der Lieferkettenprobleme neue Geschäftsfelder, steigt auf regionale Lieferanten oder Inhouse-Produktion um oder prüft Möglichkeiten zum Einsparen von Ressourcen durch Recycling und Methoden der Kreislaufwirtschaft.

Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft zeigt sich die Umsatzerwartung unter jungen Unternehmerinnen und Unternehmern relativ robust: Zwei Drittel von ihnen erwarten, dass der Umsatz im kommenden Jahr entweder konstant bleiben oder sogar steigen wird. Einer von vier rechnet hingegen mit sinkenden Zahlen. Gegenüber der WJD-Befragung 2021 hat sich die Zahl der Unternehmen, die mit einem Umsatzrückgang rechnen, somit innerhalb eines Jahres verdreifacht. Das Damokles-Schwert der Rezession hängt an einem zunehmend dünnen Faden.

Wir haben unserer Mitglieder außerdem gefragt: Welche politische Weichenstellung der Bundesregierung besitzt für junge Unternehmerinnen und Unternehmer aktuell Priorität, um die Zukunftsaussichten des Unternehmens bestmöglich zu unterstützen? Einige der Antworten haben wir im Folgenden zusammengestellt.

„Die allgemeine Unsicherheit – Energiepreise, Lieferketten, Kundenakquise – ist aktuell ein Gründungsstopper.“ 

„Es muss Hauptaufgabe der Politik werden, dem deutschen Mittelstand ordentliche Infrastruktur (Energie, Verkehr, Digitales) und ein attraktives bürokratisches Umfeld zu schaffen.“ 

„Wir brauchen Motivation der Industrie zur Rohstoffproduktion, um Abhängigkeiten zu verringern.“ 

„KMU brauchen eine praxistaugliche Organisation der Zuwanderung in den Arbeitsmarkt, Bürokratieabbau bei der Anstellung ausländischer Mitarbeiter und eine Perspektive für integrierte Flüchtlinge. Keine Abschiebung eines Schichtleiters im Bäckereibetrieb, der auch privat integriert ist.“