Bleibende Schäden
Neun Monate nach der Flutkatastrophe sind wir zu Besuch bei zwei Junioren im Ahrtal.
Abgerissene Brücken, zerstörte Bahnschienen, kaputte Zufahrtsstraßen, leerstehende Häuser. Als wir Anfang April das Flutgebiet an der Ahr besuchen, sind wir über die noch immer verheerenden Zustände ganz schön erschrocken.
Unser erster Besuch führt uns zu WJ-Mitglied und Winzer Lukas Sermann in Altenahr. Das alte Gebäude des Weinguts und sein Elternhaus sind komplett voll Wasser gewesen, bis zum ersten Stock. Auch seine Lagerhalle mit Fässern und die Abfüllanlagen waren komplett unter Wasser – hier Stand das Wasser bis zu sechs Meter hoch. Einige Nachbarn hat es noch schlimmer getroffen: Ihre Häuser wurden komplett von der Flut mitgerissen. Bilder, sagt Lukas, die man nicht so leicht wieder aus dem Kopf bekomme.
Bis heute hat er keine Auszahlung von Hilfen durch den Staat erhalten. Auch Spenden können aus bürokratischen Gründen oft nicht in voller Höhe ausgezahlt werden. Das Ende vom Lied: Darlehen zur Renovierung müssen aktuell privat aufgenommen werden. Lukas macht sich vor allem Sorgen um ältere Personen, für die ein Darlehen oft nur schwer zu bekommen und zu tragen ist.
Unser zweiter Besuch führt uns zu Jonas Deißler, Kreissprecher der WJ Rhein-Ahr. Das Haus seiner Tante steht mitten im Flutgebiet, zahlreiche Juniorinnen und Junioren hatten Jonas und seine Tante in den ersten Tagen und Wochen nach der Katastrophe bei den Aufräumarbeiten unterstützt. Mehrere Meter hoch klebte der Schlamm im und am Gebäude. Doch auch jetzt ist hier alles noch im Umbau –noch immer ist kein Bewohnen des Hauses möglich. In der ganzen Straße wohnen die Menschen, wenn überhaupt, im ersten Stock der Häuser; falls ein eigener Heizkreislauf existiert und überlebt hat.
Auch hier ist noch keine relevante finanzielle Fluthilfe vom Staat angekommen. Die Versicherungen, erzählt Jonas, wollen die Leute mit möglichst wenig Geld abspeisen, statt wirklich zu helfen. Auch hier in Bad Neuenahr prägen abgerissene Brücken und leerstehende Gebäude das Bild. Die Zukunft, sagt Jonas, sei völlig unklar. Ob die Brücken und Häuser überhaupt alle wieder aufgebaut und renoviert werden. Und ob die Versicherungen überhaupt noch Häuser in diesem Gebiet versichern werden – oder unter welchen Bedingungen.
Was unser Besuch gezeigt hat: Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ist mittlerweile weitergezogen. Die Helferinnen und Helfer sind abgereist. Doch die Zustände sind teilweise noch immer katastrophal. Das Flutgebiet ist stellenweise noch immer von der Außenwelt abgeschnitten. Es ist höchste Zeit für die Politik, zumindest die versprochene finanzielle Hilfe endlich zu leisten.