Junge Führungskräfte: Nachhaltigkeit wichtiger als Steuerentlastung

Drei von vier jungen Unternehmerinnen und Unternehmern unter 40 Jahren wären bereit, für mehr Nachhaltigkeit auf kurzfristige Entlastungen bei der Energie- und CO2-Steuer zu verzichten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Wirtschaftsjunioren Deutschland unter mehr als 1.300 Mitgliedern des Verbandes. Die junge Generation der deutschen Wirtschaft fordert von der Politik stattdessen eine Unterstützung beim Wechsel auf nachhaltige Energie.

Im Februar 2022 stiegen die Preise für importierte Energie in Deutschland gegenüber dem Vormonat um 129,5%. Auch um Unternehmen zu entlasten, wurde von der Bundesregierung im März die Senkung der Kraftstoffsteuer beschlossen. In den Augen der von den Wirtschaftsjunioren befragten jungen Unternehmerinnen und Unternehmer kaum mehr als ein Feigenblatt: Am meisten helfen würde ihrer Meinung nach eine Planungsbeschleunigung beim Ausbau der erneuerbaren Energien und eine zusätzliche Fördermittel-Offensive, etwa für Wärmepumpen und Photovoltaik.

Mehr als 70% der jungen Unternehmerinnen und Unternehmer unter 40 Jahren haben in ihrem Unternehmen dabei bereits selbst Maßnahmen für nachhaltiges Energiemanagement umgesetzt oder vorbereitet. Und dies, obwohl etwa ein Viertel aller Befragten das Unternehmen erst nach dem Sommer 2019 übernommen oder gegründet hat. Das geht ebenfalls aus der Umfrage des jungen Wirtschaftsverbandes hervor. Einige junge Führungskräfte stellten auch inmitten der Corona- und Ukraine-Krise auf nachhaltige Energiequellen um. 

Einige Beispiele:

  • Dominic Rehm (30) ist Nachfolger und Prokurist im Bayreuther Familienbetrieb R. Renner + Rehm GmbH. Er hat im April 2020 die Leitung des Geschäftsbereich B2B übernommen. Nach erfolgreichem Wechsel auf grünen Strom, energiesparenden Investitionen in der Logistik und durch nachhaltige Belieferungskonzepte, u. a. durch ein Mehrwegboxensystem, ist die Firma heute klimaneutral.
  • Melchior Meyer (38) ist Geschäftsführer bei Deutschlands Marktführer für viskoelastische Matratzen Wulff Med Tec – das Unternehmen ist in seiner Energieversorgung mit einem Mix aus Photovoltaikanlagen, Windkraft und einem Heizsystem über Wärmepumpen bereits zu rund 60% autark. Ein Batteriespeicher gibt zusätzliche Be- und Entlademöglichkeiten und kann temporäre Energieengpässe abfedern.
  • Marcus Cramer (34) ist Geschäftsführer der KHW GmbH aus Thüringen, dem Weltmarktführer für Kunststoffschlitten. Er weitet den Anteil an recyceltem Material in der Produktion zukünftig auf 50% aus, und der Anteil an biologisch abbaubaren Kunststoffen soll weiter steigen.
  • Philipp Wacker (36) ist Geschäftsführender Gesellschafter der RIEGLER & Co. KG in Baden-Württemberg. Das Unternehmen ist seit 2021 zu 100% klimaneutral. In der Firma ergriff er dafür zahlreiche Maßnahmen; vom Einsatz von 100% Ökostrom über Energiesparprogramme und ein nachhaltiges Mobilitätskonzept bis hin zu klimaneutraler Logistik. Er sagt: „Es ist mir als Unternehmer, Inhaber und Mensch eine Herzensangelegenheit, keinen negativen CO2-Fußabdruck zu hinterlassen.“

Die Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren Deutschland, Denise Schurzmann sagte mit Blick auf die Umfrageergebnisse:
„Junge Unternehmerinnen und Unternehmer werden die Konsequenzen der globalen Erwärmung zu ihren Lebzeiten unmittelbar spüren. Im Wandel der deutschen Wirtschaft zur Klimaneutralität stecken zugleich große Chancen: Eine erfolgreiche Transformation kann zu einem echten Standort- und Wettbewerbsvorteil werden.“

Hinweis zur Methodik
Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, welche die Wirtschaftsjunioren Deutschland vom 8. bis 17. April 2022 über webtop media durchgeführt haben. Dabei wurden 1.311 Unternehmerinnen, Unternehmer und Führungskräfte ab 18 Jahren befragt, die Mitglieder der Wirtschaftsjunioren Deutschland sind.