Richtung Zukunft: Neue Wege gehen

Anfang Juni kamen rund 400 Mitglieder und Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zum Tag der jungen Wirtschaft nach Berlin. Die Panelteilnehmenden diskutierten aktuelle Themen des deutschen Mittelstands. Satelliten-Events wie Workshops und Masterclasses schlugen die Brücke zur Praxis.

Am Veranstaltungstag wehte ein kalter Wind durch Berlin. Das Wetter schien passend zu den unruhigen Zeiten, in denen sich die deutsche Wirtschaft derzeit befindet. Transformative Herausforderungen und globale Krisen drücken auf die Stimmung (siehe auch Zukunftsbarometer, S. 29).

Lösungen statt Probleme

WJD-Bundesvorsitzende Simone Rechel bestätigte zu Beginn der Konferenz, dass die Rahmenbedingungen für Unternehmer: innen unter 40, die wichtige Entscheidungen tre῿en müssen, gerade anspruchsvoll seien. Sie erklärte aber auch: „Wir haben als Verband so ein großes Potential und können voneinander lernen, um dann auch neue Wege zu gehen. Ziel des TdjW ist es deshalb, Mut zu machen, um auch durch schwierige Zeiten zu gehen. Denn wir brauchen die jungen Unternehmer: innen in Deutschland.“

Das TdjW-Programm stellte daher mögliche Lösungen in den Mittelpunkt und bot abwechslungsreiche Veranstaltungspunkte zu Energieinnovation, New Work, Unternehmenskultur und mentale Gesundheit. Darüber hinaus gab es viel Raum zum Netzwerken.

Finanzielle Bildung ist mehr als ein Nice-to-have

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger lobte in ihrem Video-Grußwort diese Agenda, da sie Lust auf die Zukunft mache. „Und genau diesen Elan brauchen wir für Innovation, für Wertschöpfung, für Wachstum und natürlich den Wohlstand, den wir nicht nur erhalten, sondern auch steigern wollen“, so Stark-Watzinger weiter. In ihrer Rede betonte sie zudem die Bedeutung finanzieller Bildung, die kein Nice-to-have sei, sondern „die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben, Hebel für mehr Chancengerechtigkeit, wichtige Investition in unsere Volkswirtschaft.“

Die Einladung der Ministerin an die Teilnehmenden, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, nehmen die Wirtschaftsjunioren gern an. Seit über zwanzig Jahren organisieren sie bereits das bundesweite Wirtschaftsquiz „Wirtschaftswissen im Wettbewerb“ (siehe S. 24 f.) und zahlreiche weitere Bildungsprojekte in den WJ-Kreisen bundesweit (siehe z. B. S. 34 Meldung „Unternehmen Plus“).

Gemeinsam neue Wege gehen

© Lukas Schramm Photography

Kirsten Schoder-Steinmüller, Vize-Präsidentin der DIHK und ehemaliges aktives WJ-Mitglied betonte im Erö῿nungspanel, wie wichtig das Konferenzthema sei. Für sie, Geschäftsführerin in einer Männerdomäne, macht es Sinn und Mut, immer wieder „im Kopf umzuparken“ und neue Wege zu gehen. Dr. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der DIHK, lobte in seinem Redebeitrag die jahrzehntelange Kooperation zwischen den Wirtschaftsjunioren und den lokalen IHKs, von der beide Seiten profitieren. Sie haben oft die gleichen Themen und nur andere Herangehensweisen: „Die beiden Perspektiven – von den Jüngeren und Älteren – zusammenzubringen, ist einfach wichtig.“

WJD-Ehrenpräsident Tobias Hocke bekräftigte als letzter Redner des Auftaktpanels die Bedeutung des TdjW als Austauschformat, um als junge Wirtschaft Impulse Richtung Politik zu geben und eigene Schwerpunkte zu setzen: „Es gibt viele innovative Themen, an denen wir als deutsche Wirtschaft mitarbeiten und mitgestalten können.“

© Lukas Schramm Photography

Die Teilnehmenden erlebten auf der Hauptbühne und abseits davon ein vielfältiges Programm. Spannende Diskussionen z.B. mit Kooperationspartner:innen wie der DIHK (links) sowie mit weiteren Expert:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft. Tijen Onaran (rechts) hielt z. B. einen Impulsvortrag über Inklusion und Vielfalt.

Ein positives Bild einer nachhaltigen Welt zeichnen

Beim Panel „Energie & Innovation“ drehte sich alles um innovative Energielösungen. Bernd Hirschl vom IÖW beschrieb, wie sich das Verhältnis zwischen Deutschland und der EU im Laufe der Jahre gewandelt habe: „Früher gab es das Narrativ, Deutschland stößt als Vorreiter viel an und die EU muss nur mitmachen. Jetzt ist das häufig andersherum, dass Themen auf der EU-Ebene vorangebracht werden und wir in Deutschland oft die Bremse reinhauen.“ Lisa Reehten, Bosch Climate Solutions, forderte passend dazu, Nachhaltigkeit hierzulande anders zu framen und dabei aufzuzeigen, wie die Welt in zehn Jahren wirtschaftlich, ökologisch, sozial und gesetzlich aussehen kann: „Lasst uns dieses positive Bild zeichnen. Und dann ist vielleicht auch ein Großteil bereit, diesen Weg mitzugehen.“ Marlene Kuschmann, dena, wies ergänzend darauf hin, dass noch nicht alles gesetzlich reguliert sei. „Jetzt können noch junge Unternehmen mutig vorangehen“, ermutigte Kuschmann die Zuhörer:innen. Leonhard Kriegl, FENECON GmbH, beobachtete immer wieder, dass auch große Konzerne in Richtung mehr Nachhaltigkeit umschwenken, wenn kleinere sie challengen: „Manchmal braucht es ein wenig Sillicon- Valley-Mentalität.“

Lücken im Gesundheitssystem schließen

© Lukas Schramm Photography

Bianca van Wijnen, Head of CoE Gesundheit & Innovation bei der REWE Group, gab im Interview einen Einblick in die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Förderung der mentalen Gesundheit. Als Unternehmen engagieren sie sich im Bereich Prävention und schließen mit ihren Ersthelfer:innen für die Seele und professionellen Berater:innen Lücken, die es momentan leider noch im deutschen Gesundheitssystem gebe. „Wir können natürlich nicht alle Lücken schließen, aber wir versuchen zumindest da, wo es bei den Mitarbeitenden wirklich weh tut, reinzugehen.“ Van Wijnen riet Unternehmer: innen, die sich für mentale Gesundheit engagieren möchten, drei Dinge: Erst enttabuisieren, dann zuhören und schließlich anfangen.

Weitere Programm-Highlights

Den Schlusspunkt des TdjW setzte das Politik-Panel. Es widmete sich der Frage „Gründungsaute und Fachkräftemangel: Wie machen wir den Wirtschaftsstandort Deutschland attraktiv für junge Menschen?“ Ein weiterer Programm-Höhepunkt war der Impuls von Tijen Onaran, die schilderte, wie Diversität und Inklusion Unternehmen zu mehr Wettbewerbsfähigkeit verhelfen. Anschließend diskutierten Jungunternehmer Martin Fallmer, BrainGuards, Robert Erichsen, Shieldex, Sohrab Mohammad, Reishunger mit Ronja Ebeling, TEAM OF TOMORROW, und Dorit Bosch, Beamtin in einem Bundesministerium, über die neuesten Trends von New Work und moderner Unternehmensführung.

Auch in diesem Jahr zeichneten die Wirtschaftsjunioren gemeinsam mit dem SZ Institut Unternehmer:innen aus, die neue Wege gehen (siehe S. 28). Der Tag der jungen Wirtschaft 2024 war die Auftaktveranstaltung zum Know-Transfer-Transfer (siehe S. 29) mit dem Bundestag. Die Teilnehmenden starteten mit neuem Wissen, viel Energie und innovativen Lösungen in den Dialog mit den Mitgliedern des Bundestags. Zum Ausklang der Veranstaltung kam sogar noch die Sonne raus – auch das passend zur Stimmung der jungen Wirtschaft, die beim TdjW 2024 dabei war.

Der Tag der jungen Wirtschaft wurde live gestreamt. Alle Programmpunkte der Hauptbühne zum Nachschauen auf…

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