Vereinbarkeit und Ehrenamt zusammendenken

Für die Wirtschaftsjunioren Deutschland ist Vereinbarkeit kein Randthema, sondern ein zentraler Faktor für gesellschaftliche Teilhabe, unternehmerischen Erfolg und nachhaltiges Ehrenamt. Als Verband junger Unternehmer:innen und Führungskräfte engagiert sich WJD auf politischer, bundesweiter und lokaler Ebene für bessere Rahmenbedingungen – und lebt Vereinbarkeit auch intern vor.

WJD setzt sich seit vielen Jahren politisch für bessere Bedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt ein. Eine aktuelle Mitgliederumfrage zu den beiden großen Themenkomplexen Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen ist abgeschlossen, die Ergebnisse werden zeitnah auf der WJD-Website veröffentlicht. Sie bilden die Grundlage für ein neues Positionspapier, das in politische Gespräche einfließt – etwa beim Know-how-Transfer mit dem Bundestag oder dem politischen Panel beim Tag der jungen Wirtschaft am 8. Oktober 2025.

Darüber hinaus bringt sich WJD aktiv in Bündnisse und Arbeitsgruppen ein. So engagiert sich der Verband beispielsweise im Bündnis „Mutterschutz für Selbstständige“. Ziel ist ein konkreter Gesetzesentwurf, der eine verlässliche Finanzierung und einen realistischen Zeitrahmen für die Einführung enthält. Die Veröffentlichung des Forderungspapiers ist für die zweite Jahreshälfte 2025 geplant – verbunden mit einem parlamentarischen Frühstück als Auftakt für den politischen Dialog.

Vorleben statt nur fordern
Auch innerhalb des Verbands wird Vereinbarkeit gelebt. Ein Beispiel ist Constance Kaysser: Kurz nach Amtsantritt zur Bundesvorsitzenden wurde sie Mutter – und machte deutlich, dass Beruf, Ehrenamt und Familie kein Widerspruch sein müssen. Kind auf der Bühne bei der Delegiertenversammlung? Wirtschaftstreffen mit Kinderwagen? Abendveranstaltung, während das Kind beim Vater ist? Alles selbstverständlich. Dieses zeitgemäße Rollenverständnis prägt die Kultur des Verbands und sendet ein klares Signal nach innen und nach außen: Frauen und Männer können gleichberechtigt Care-Arbeit leisten und gleichzeitig Verantwortung übernehmen – beruflich wie ehrenamtlich.

Angebote auf Kreis- und Landesebene
Viele WJ-Kreise setzen bereits erfolgreiche Projekte zur besseren Vereinbarkeit um, mehrere initiierten neue Kindergärten. Die WJ Bremen gründeten beispielsweise die Kita „Walljunioren“ – mit 100 Plätzen, langen Öffnungszeiten, wenigen Schließzeiten und einem vielfältigen pädagogischen Angebot. Das Konzept orientiert sich an den Bedarfen berufs tätiger Eltern und wurde 2022 mit dem WJD-Bundespreis ausgezeichnet.

Bereits Anfang der 1990er-Jahre riefen die Wirtschaftsjunioren des KJU Iserlohn die Kita Regenbogen ins Leben, um kleineren und mittleren Unternehmen die Möglichkeit zu familienfreundlicher Unternehmenspolitik zu eröffnen. Sie besteht bis heute, mittlerweile mit 60 Plätzen, und immer noch mit dem Fokus auf Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dieses außergewöhnliche und wirksame Engagement erhielt unter anderem die Auszeichnung „JCI-Weltpreis“. Kreis sprecher Julian Gunter zeigt sich begeistert von dem Projekt: „Es ist ein fantastisches Beispiel dafür, dass mutiges Handeln belohnt wird und zu echten Verbesserungen am eigenen Standort führt.”

Der KJU Iserlohn veranstaltet zudem gezielt Unternehmensbesichtigungen für Mitglieder mit Kindern – familienfreundlich geplant, sodass auch die Kleinen auf ihre Kosten kommen. Die WJ Karlsruhe laden monatlich zum offenen Treffen der neuen Arbeitsgruppe „Familie und Ehrenamt“ ein und fördern den Austausch untereinander.

Ein weiteres Beispiel ist der Arbeitskreis „Working Parents“, initiiert im Januar 2024 von Sandra Fuchs (Ressortleiterin „Arbeit, Bildung und Zukunft“ im Bundesvorstand 2025), Malin Gerhards und Jessica Rumpf. Dort treffen sich Mitglieder digital zum monatlichen Lunch – immer am vorletzten Mittwoch zur Mittagszeit, mit wechselnden Themen rund um Vereinbarkeit und Familienrealitäten im Unternehmer:innenalltag.

Die Landesverbände tragen ebenfalls zur Vereinbarkeit bei – etwa durch begleitende Kinderprogramme auf Landesund Bundeskonferenzen oder familienfreundliche Veranstaltungsformate. Solche Angebote signalisieren Eltern: Ihr Engagement ist ausdrücklich erwünscht und wird ermöglicht.

Vereinbarkeit ist zentrales Wirtschaftsthema
Gute Vereinbarkeit ist mehr als ein soziales Anliegen – sie ist ein wirtschaftliches Muss. Deshalb setzt sich WJD weiterhin mit Nachdruck dafür ein, Vereinbarkeit strukturell zu verbessern – im Verband, in der Politik und in der Wirtschaft.

Eure Ideen sind gefragt
Setzt Ihr bereits Projekte zur Vereinbarkeit um? Der Arbeitskreis „Working Parents“ sammelt Ideen zur Erarbeitung von Best Practices.

Buchtipp

Was Männer wirklich über Frauen denken

„Es gibt kaum eine wichtigere Aufgabe für Männer im 21. Jahrhundert, als Sexismus in all seinen grässlichen Formen zu Fall zu bringen und eine Welt entstehen zu lassen, in der Frauen wie Männer gleich sicher, frei und erfolgreich sein können“, schreiben Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer in ihrem neuen Buch „Wenn die letzte Frau den Raum“ verlässt.

Auf 208 Seiten liefern sie ungewöhnliche Innenansichten aus rein männlich besetzten Workshops: Was passiert, wenn die letzte Frau den Raum verlässt? Es entsteht ein Safe Space, in dem Männer offen über ihre Unsicherheiten zu Gleichstellung, Quoten oder Vereinbarkeit sprechen können. Frauen hilft das Buch, besser zu verstehen, warum gute Diversity-Vorsätze oft scheitern – und wie tief verankerte Rollenbilder Veränderung blockieren. Männer werden vorurteilsfrei abgeholt, ihnen werden Wissens- und Erfahrungslücken in puncto Gleichstellung aufgezeigt, ebenso aber auch die Vorteile, die mehr Gleichberechtigung für alle bringt.

Damit Frauen gleichen Zugang zu Führung wie Männer bekommen, braucht es Geschlechtergerechtigkeit – nicht nur strukturell, sondern auch im Kopf. Wer sich auf diesen Weg begeben möchte, findet mit diesem Buch einen idealen Startpunkt.

Die Buchautoren Herr & Speer sind u. a. HeForShe- Botschafter für UN Woman Deutschland und wurden 2022 von der Bundesregierung in den Gender Equality Advisory Council der G7-Staaten berufen. Sie begleiten zudem DAX- Konzerne, Mittelständler und Behörden auf ihrem Weg zur Gleichstellung.

Wenn die letzte Frau
den Raum verlässt

Herr / Speer
Ullstein Hardcover
Erscheinungsjahr 2025
208 S., Klappenbroschur
ISBN 9783550203060

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