Hidden Champions

Von der Marktnische ins Rampenlicht

© KHW Kunststoff- und Holzverarbeitungswerk GmbH

Mittelständische Unternehmen erobern in ihrer Branche die Weltspitze und leisten einen entscheidenden Beitrag zu Export und Wohlstand unseres Landes. Doch ihre herausragenden Erfolge bleiben oft von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt. Auf dieser Seite rücken wir deshalb Wirtschaftsjunior:innen ins Rampenlicht, die mit Know-how und Innovationskraft ihren Platz im globalen Wettbewerb behaupten. Dieses Mal mit Wirtschaftsjunior Marcus Cramer von den WJ-Westthüringen.

1. Was unterscheidet Euch von Mitbewerber:innen?
Im Bereich Kunststoffproduktion setzen wir, anders als viele Konkurrenzunternehmen, gezielt auf die Produktion und den Vertrieb eigener Produkte. Wir verfügen über ein breites Sortiment für den Garten- und Freizeitbereich sowie rund 30 Schlittenmodelle. Damit sind wir in dieser Nische weltweiter Marktführer. KHW-Schlitten findet man mittlerweile auf fast allen Kontinenten, was uns sehr stolz macht. Ergänzt wird unser Portfolio durch Kooperationsverträge: Für Kunden aus Haushalts-, Logistik- und Elektronikbranchen fertigen wir spezifische Produkte und übernehmen auf Wunsch auch den Versand direkt an Endkunden. Wir konnten unsere logistische Komponente fortwährend ausbauen, sodass wir uns mittlerweile auch als Logistik- Dienstleister bezeichnen. Unser Konzept umgeht eine Zentrallagerbelieferung, was jährlich zehntausende LKW-Kilometer einspart und CO₂-Emissionen senkt. Alle Produkte entstehen in Thüringen und sind auf Langlebigkeit ausgelegt – ob Hochbeet, Komposter oder Schlitten. Beim Thema Nachhaltigkeit gehen wir bewusst voran und legen außerdem einen großen Wert darauf, dem Image des „bösen Kunststoffes, der das Meer verschmutzt“ entgegenzuwirken. Denn das Problem sind meist nicht die Produkte, sondern der Umgang damit. Mit unserem Mehrwegbecher „CUPITO“ haben wir 2022 unser erstes Cradle-to-Cradle- Produkt aus biologischem Kunststoff auf Basis von Maisabfällen eingeführt – inklusive Rücknahme- und Recycling- System. Zudem haben wir unsere Umweltziele deutlich übertroffen: Der Anteil recycelter Kunststoffe liegt 2024 bereits bei 75 % – ursprünglich sollten es 45 % bis 2028 werden.

2. Was ist aktuell die größte Herausforderung für Euer Unternehmen?
Das ist die teilweise schlechte Stimmung in den Märkten aufgrund fehlender Zuversicht und wachsender Unsicherheit. Hier müssen sich die Unternehmen wieder mehr trauen und die Politik ein Zeichen für den Wirtschaftsstandort Deutschland setzen.

3. Welche Maßnahmen können zur Verbesserung beitragen?
Anstatt auf politische Entscheidungen zu warten, versuchen wir eine Transformation aus der Industrie heraus. Gerade jetzt haben wir intern ein riesiges Investitionspaket in die Standorterweiterung und Technologie-Entwicklung beschlossen. Wichtig ist es nicht nachzulassen und die Entwicklung von Produkten und Technologien im eigenen Unternehmen weiter voranzutreiben.

4. Welchen Wert hat das Unter nehmen für Eure Region?
Wir sind ein typisches KMU im Thüringer Wald und schaffen seit mehr als 75 Jahren Arbeitsplätze in Geschwenda. Was mich stolz macht, ist die tiefe Verwurzelung der Mitarbeitenden mit der KHW. Hier arbeiten mittlerweile die Kindeskinder, die früher im Alter von fünf bis zehn Jahren für Produktfotos mit unseren Schlitten posierten und heute eine Ausbildung bei uns machen. Teilweise beschäftigen wir sogar Mitarbeiter:innen in der vierten Generation. Ein ganz neuer Wert ist im April 2025 dazu gekommen – wir erhalten eine deutsche TraditionsSchlittenmarke aus Franken. Ab 2026 werden in Geschwenda Holzschlitten unter der Marke Ress produziert, da der bisherige Hersteller seinen Betrieb Ende 2025 einstellt. Unser Firmenname erinnert an die Ursprünge unseres Unternehmens: Das H in KHW steht für Holzverarbeitung – ein zentrales Standbein in den frühen Unternehmensjahren. Damals kombinierte man Kunststoff- und Holzprodukte in der Fertigung. Nun holen wir das „H“ zurück und produzieren zum ersten Mal überhaupt Holzschlitten in Geschwenda.

5. Welche Rolle spielen Netzwerke wie die Wirtschaftsjunioren für Eure persönliche und unternehmerische Weiterentwicklung?
Die Wirtschaftsjunioren bieten in erster Linie Kontakte und Möglichkeiten des Austauschs unter den Mitgliedern, was ich persönlich sehr genieße. Durch das riesige Netzwerk können wir gemeinsam von den Erfahrungen profitieren und lernen. Darüber hinaus kommen wir mit Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen in Kontakt, die auch für unser KHW-Netzwerk interessant sind. Gemeinsam können wir Kräfte bündeln, um unsere Ziele zu erreichen.

© KHW Kunststoff- und Holzverarbeitungswerk GmbH

Steckbrief zum Unternehmen

Unternehmen: KHW Kunststoff- und
Holzverarbeitungswerk GmbH

Gründungsjahr: 1948 als Einkaufs- und Liefergenossenschaft
des Holzhandwerks mit 26 Betrieben

Industriezweig: Kunststoff- und Gummiindustrie
Kunststoffschlitten, Garten- und
Freizeitprodukte aus Kunststoff, Mehrwegbecher

Standort: Geschwenda in Thüringen

Anzahl Beschäftigte: 85 Mitarbeiter:innen

Marcus Cramer (38 Jahre) ist geschäftsführender Gesellschafter der thüringischen Kunststoff- und Holzverarbeitungswerk GmbH. Der Wirtschafts junior hat 2019 die Firmenleitung übernommen und ist seit 2021 Teilhaber des Unternehmens. Im Interview spricht er über aktuelle Herausforderungen und wie er einen einst verlorengegangenen Buchstaben aus dem Firmennamen zurückgeholt hat.

Hidden Champions Teil 3

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