Koalitionsvertrag 2025: Licht und Schatten
Das Wort „Wirtschaft“ taucht im 146-seitigen Koalitionsvertrag 36-mal auf – das steckt drin:
DIGITALISIERUNG & GRÜNDUNG: Gute Ansätze, strukturelle Defizite ▶
One-Stop-Shop- und Once-Only-Prinzip prägen die digitalpolitischen Vorhaben, die Unternehmen entlasten sollen. Gerade für Neugründungen stellt die geplante Gründungsplattform eine große Zeit- und Kostenersparnis dar. Doch alles steht und fällt mit der Registermodernisierung – seit 2018 avisiert, bisher nicht vollständig umgesetzt. Das neue Digitalministerium macht Hoffnung auf eine Umsetzung in dieser Legislatur.
WIRTSCHAFTSPOLITIK: Entlastung unter Finanzierungsvorbehalt ▶
Die steuerliche Entlastung von Überstunden sowie die Anhebung der steuerfreien Zuverdienstgrenze für Rentner:innen auf 2.000 Euro greifen zentrale Punkte unserer Forderungen auf. Gleichzeitig bleibt unklar, wie die umfangreichen Investitionsvorhaben neben parteipolitischen Zugeständnissen wie der Mütterrente finanziert werden sollen. 500 Milliarden Euro Schulden bergen Risiken für künftige Generationen.
INFRASTRUKTUR: Richtungsweisend, aber unkonkret ▶
Investitionen in Straßen, Schienen, digitale Netze und eine Kraftwerksstrategie zeigen klaren Willen zur Modernisierung. Dauerhaft günstige Energie und 5 Cent weniger pro Kilowattstunde senden ein wichtiges Signal. Ebenso begrüßen wir den systemischen Ansatz zur Transformation der Energieversorgung, der Netz- und Speicherausbau, Flexibilitäten und Versorgungssicherheit berücksichtigt. Anhaltspunkte zur Umsetzung fehlen aber bis dato.
VEREINBARKEIT & FAMILIE: Fortschritt mit Lücken ▶
Ein Erfolg: Der geplante umlagefinanzierte Mutterschutz für Selbstständige – ein zentrales Anliegen der Wirtschaftsjunioren. Auch Investitionen in Kitas und Ganztagsbetreuung begrüßen wir. Doch bei flexiblen Betreuungs zeiten – entscheidend für Gründer:innen mit Familie – bleibt der Vertrag unkonkret.
BILDUNG & FACHKRÄFTE: Fokus verfehlt ▶
KI und digitale Lernsysteme sollen gestärkt werden – doch wirtschaftliche Bildung, Entrepreneurship und moderne Berufsorientierung bleiben außen vor. Fachkräftezuwanderung bleibt im Spannungsfeld migrationspolitischer Debatten stecken – neue, mutige Ansätze fehlen.
EUROPA & HANDEL: Verlässlicher Kurs ▶
Die Bundesregierung bekennt sich zum EU-Binnenmarkt und zum internationalen Handel. Weniger Bürokratie, freiwillige Standards und die Stärkung multilateraler Rahmen wie der WTO schaffen Planungssicherheit – gerade für junge, exportorientierte Unternehmen.
Fazit
Der Koalitionsvertrag greift zentrale Anliegen der jungen Wirtschaft auf. Gleichzeitig bleiben Potenziale in entscheidenden Bereichen ungenutzt – vor allem in Bildung und Fachkräftezuwanderung. Unser Anspruch bleibt: als Stimme der jungen Wirtschaft den Fortschritt mitgestalten – konstruktiv, aber klar positioniert.
Vorheriger Artikel der Ausgabe
Kurzmeldungen
Nächster Artikel der Ausgabe
GF-Gipfel 2025: Miteinander lernen, miteinander wachsen
Weiter Beiträge zum Thema

Eine Win-win-win-Situation
Eine Win-win-win-Situation Die duale Ausbildung ist ein Erfolgsmodell – doch viele junge Menschen wissen wenig über ihre Chancen, während Unternehmen händeringend Nachwuchs suchen. Der bundesweite Aktionstag „Ein Tag Azubi“ bringt beide Seiten zusammen: Jugendliche erleben den Berufsalltag ...
Hidden Champions
Hidden ChampionsVon der Marktnische ins Rampenlicht – Teil 1 Mittelständische Unternehmen erobern in ihrer Branche die Weltspitze und leisten einen entscheidenden Beitrag zu Export und Wohlstand unseres Landes. Doch ihre herausragenden Erfolge bleiben oft von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt. ...

Bundesfinale W³: Wir machen Deutschlands Jugend fit für die Zukunft
Bundesfinale W³: Wir machen Deutschlands Jugend fit für die Zukunft Ein Quiz, 30 Wirtschaftsfragen, 20.000 teilnehmende Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen aus ganz Deutschland. Das ist „Wirtschaftswissen im Wettbewerb“ (W³) in trockenen Zahlen. Dahinter steckt das wichtige ...