Verhaltenskodex macht gelebte Werte sichtbar
Das Miteinander der Wirtschaftsjunior:innen basiert auf Respekt, Toleranz, Kommunikation auf Augenhöhe und gegenseitiger Unterstützung. Der neu erstellte Vertrauenskodex unterstreicht einmal mehr dieses Selbstverständnis. Was steht in dem Kodex und welche Aufgaben übernimmt der neu gegründete WJD-Vertrauenskreis? Der Beitrag liefert Antworten.
Der Vertrauenskreis ist Anlaufstelle und Mediationsangebot. Wir, die Mitglieder, hören zu, ordnen ein und helfen, Missverständnisse aufzulösen oder Konflikte zu klären. Dabei zeigen wir klare Haltung gegen verbands- oder mitgliedsschädigendes Verhalten. Oft genügt ein vertrauliches Gespräch, eine zweite Einschätzung oder ein Impuls, wie ein Kreis ein Thema selbst lösen kann. Gleichzeitig schaffen wir einen Raum des „Einfachmal- sagen-Dürfen“, wenn ein Mitglied sich beispielsweise fragt: „War das nur mein Eindruck oder tatsächlich grenzüberschreitend?“ Wo es hilft, begleiten wir Gespräche als unbeteiligte Dritte und unterstützen Konferenzteams oder Kreisvorstände, ein respektvolles Miteinander zu stärken. Zudem beraten wir zu Awareness-Konzepten, etwa zu Safe Spaces, ruhigen Rückzugsorten oder niedrigschwelligen Hilfe-Signalen, mit denen Mitglieder diskret nach Unterstützung fragen können.
Entstehungsgeschichte
Die Initiative zu einem WJD-Vertrauenskreis und einem entsprechenden Kodex ging von einer Arbeitsgruppe um einen ehemaligen Konferenzdirektor aus. Im Mittelpunkt stand die grundsätzliche Frage: Wie wollen wir mit einem Mitglied umgehen, falls dieses sich gegenüber Sponsoren, Netzwerkpartner: innen oder Wirtschaftsjunior:innen nicht unseren Werten entsprechend verhält? Daraufhin erarbeitete die Arbeitsgruppe, vom Bundesvorstand beauftragt, einen Verhaltenskodex. Das Ziel: Er soll unseren WJD-Spirit klar beschreiben und Orientierung geben, damit sich alle im Verband sicher und respektiert fühlen. Anschließend prüfte der Bundesvorstand den Entwurf und gab ihn frei. Im nächsten Schritt wurden die Kreissprechenden im Rahmen von Informationsterminen einbezogen. Die Debatte war durchaus lebhaft, in deren Verlauf Bedenken gehört und schließlich ausgeräumt wurden. Am Ende stand eine breite Zustimmung, die auf der Bundeskonferenz 2024 in Rosenheim in einem Beschluss des Kodex mündete. Daraufhin startete ein Aufruf, sich in dem neuen Vertrauenskreis zu engagieren.
Mitglieder des Vertrauenskreises
Berufen wurden Franziska Deutscher (WJ Gießen- Vogelsberg, WJ Wetzlar), Gordon Geisler (WJ Karlsruhe, WJ Saarland), Florian Westhauser (WJ Nordschwarzwald) sowie ich, Carolin Hochmuth, als Mitglied des BuVo-Teams und Ann-Catrin Gras in ihrer Funktion als Bundesgeschäftsführerin. Uns verbindet der Wunsch, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle willkommen, respektiert und sicher fühlen.
So sind wir erreichbar
Spannungen, Anzeichen von Diskriminierung oder Erfahrungen während Veranstaltungen können beispielsweise Anlass sein, uns anzusprechen. Wir haben für alle ein offenes Ohr. Wir versuchen, auf den größeren Konferenzen mit einem Mitglied des Vertrauenskreises vor Ort zu sein. Wir tragen einen gut sichtbaren „Vertrauenskreis“-Button. Gespräche können bei der Veranstaltung oder im Nachgang stattfinden. Wer uns kontaktieren möchte, kann die gemeinsame Vertrauenskreis-E-Mail nutzen, die ausschließlich vom Vertrauenskreis genutzt wird. Darüber hinaus sind wir persönlich, telefonisch oder per Nachricht erreichbar. Wer es anonym halten möchte, kann Hinweise über das Compliance-Tool auf der WJD-Website geben. Anonymität respektieren wir. Unabhängig vom Kanal gilt Vertraulichkeit: Was uns anvertraut wird, bleibt im Vertrauenskreis und wird nicht an Kreise, Länder, Bundesgeschäftsstelle oder Bundesvorstand weitergegeben. Wir arbeiten diskret und melden uns so zeitnah wie möglich zurück.
Rahmen statt Regelwerk
Der Kodex schafft einen gemeinsamen Rahmen. Weil jeder Kreis ein eigenständiger Verein ist, hat der Bundesverband keine unmittelbare Durchsetzungsmacht gegenüber einzelnen Mitgliedern. Wir setzen auf Haltung, Transparenz und Unterstützung der Kreise. Der Vertrauenskreis ist kein exekutives Gremium und kein Gericht. Wir sprechen keine Strafen aus und schließen niemanden aus. Wir helfen lediglich, Grenzen zu erkennen, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam Lösungen zu finden.
Lernen und weiterentwickeln
Zusammen mit dem Bundesressort „Training“ und dem Diversity-Team schauen wir, wie wir künftig Awareness-Themen in bestehende Weiterbildungsformate integrieren können. Wir wollen Wissen dort verankern, wo viele Mitglieder Berührungspunkte haben. Der Kodex bleibt ein lebendiges Dokument. Jedes Jahr steht er auf der Tagesordnung der Herbst-Delegiertenversammlung. Dort berichten wir anonymisiert über unsere Arbeit. Ebenso können Formulierungen präzisiert und Anregungen der Kreise aufgenommen werden.
Wo unsere Grenzen liegen
Der Vertrauenskreis ersetzt keine persönlichen Gespräche und keine Verantwortung vor Ort. Wir können moderieren, spiegeln, begleiten – entscheiden müssen am Ende diejenigen, die direkt betroffen sind. Da wir keine Sanktionen aussprechen, bleibt die Umsetzung eine Aufgabe der handelnden Personen und Gremien. Deshalb setzen wir auf frühe, offene Ansprache: lieber einmal zu viel melden und eine zweite Sicht einholen als zu spät.
Ein offenes Angebot an alle
Der Vertrauenskreis ist ein Angebot an alle Mitglieder, Teams und Kreise – nicht nur an Betroffene, sondern auch an Führungskräfte des Verbandes, die Unterstützung suchen. Wenn Du Anzeichen von Diskriminierung wahrnimmst, wenn in Deinem Orga-Team die Chemie nicht mehr stimmt oder wenn Du einen Vorfall einordnen möchte: Komm auf uns zu!
Ausblick
Ich wünsche mir, dass der Vertrauenskreis bald so selbstverständlich ist wie unsere Mentoring- und Trainingsangebote. Wir werden Materialien veröffentlichen, Bewusstsein stärken und zuhören. Ich freue mich auf den Austausch zu unserer Arbeit und dem Kodex.

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