Hauptsache überzeugend!

Digitale Wege gehen! Das war das Credo vieler Wirtschaftsjunioren während der Hochphase der Corona-Pandemie. Und so richtig „weg davon“ sind immer noch nicht alle wieder. So standen die Bewerber-Projekte für die Bundespreise 2021 weitgehend unter einem virtuellen Stern. Doch auch im „Real Life“ konnten Projekte umgesetzt werden. Wir gratulieren den Siegerinnen und Siegern der sieben Kategorien und stellen die preisgekrönten Ideen vor.

© WJ Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern

Unternehmertum: WJ Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern

In der Kategorie Unternehmertum lernte auch die Bundespreis-Jury etwas Neues kennen: „Pecha Kucha“. Und nein, „Pecha Kucha“ ist weder ein Berg im Himalaya, noch eine Delikatesse aus Asien. Aber aus dieser Richtung kommt der lautmalerische Begriff. Er stammt aus dem Japanischen und beschreibt die Geräuschkulisse, die entsteht, wenn Menschen sich unterhalten. Und „Pecha Kucha“ ist der Name eines Vortragsformats, mit dem der WJ-Kreis Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern arbeitet. Die Krux dabei: Die Vortragenden haben nur 20 Folien zur Verfügung, die automatisch nach 20 Sekunden wechseln. „Sie müssen sich also kurzfassen und das kann schonmal sehr unterhaltsam sein, wenn plötzlich die Folie wechselt und der Vortragende dann spontan etwas improvisieren muss“, beschreibt Stefanie Schietzold vom Vorstand ihre Erfahrungen. „Wir nutzen es, um etwas über die Unternehmen der Mitglieder zu erfahren, Interessenten kennenzulernen oder Neumitglieder vorzustellen. Ganz besonders interessant sind die wertvollen Feedback-Runden, die es nach jedem Vortrag gibt. Denn wo bekommt man so etwas schon – erst recht als Chef oder Führungskraft?“ Durch die Bewerbung der Events per Social Media habe das Projekt große Aufmerksamkeit auch in benachbarten Kreisen erhalten, so Schietzold.

© WJ Aschaffenburg

Arbeit, Bildung und Zukunft: WJ Aschaffenburg

„Nimm deine Zukunft in die Hand“, dieser Slogan sitzt! Seit 28 Jahren präsentieren sich im WJ-Kreis Aschaffenburg jährlich zahlreiche Ausstellerinnen und Aussteller bei der Messe „Berufswegekompass“ und werben um Auszubildende. Doch Sonja Neuberger, Projektleiterin der BWK-Messe und ihr Team mussten umdenken, als es im Herbst 2020 pandemiebedingt nicht mehr möglich war, hunderte Menschen in eine Messehalle zu locken. So entstand kurzerhand der Sieger der Kategorie Arbeit, Bildung und Zukunft: „Berufswegekompass virtuell“. Zunächst als Onlinebörse, bei der sich interessierte Schülerinnen und Schüler per Suchbegriff über ihre Wunschausbildung und entsprechende Betriebe informieren konnten. „Wir haben danach allerdings das Gespräch mit den Ausstellern gesucht, ob sie nicht Interesse an einer richtigen virtuellen Messe hätten. Die Resonanz war positiv und so testeten wir einige Tools dafür“, beschriebt Sonja die Anfänge der Digitalisierung ihres Messe-Projekts. Im Frühjahr und im Herbst 2021 präsentierten schließlich jeweils über 80 Ausstellerinnen und Aussteller ihre Unternehmen und Ausbildungsangebote über virtuelle Stände, (Video-)Chats, Livestreams und Online-Vorträge. „Wir freuen uns aber, wenn die Messe wieder wie gewohnt in der großen Halle stattfinden kann“, sagt sie und dieser Meinung seien auch die Aussteller und Ausstellerinnen. Denn ein persönliches Gespräch über die berufliche Zukunft eines Menschen sei doch etwas deutlich anderes als die anonyme Beratung über einen Chat.

Europa und die Welt: WJ Augsburg

Platz 1 in der Kategorie Europa und die Welt ging im Jahr 2021 an das Audio-Projekt „Agora RISE – Conversations on Freedom & Democracy“. Die Wirtschaftsjunioren Augsburg sind mit der Idee eines internationalen Podcasts ins Rennen gegangen, für den Medienschaffende aus unterschiedlichen Ländern interviewt werden. Es geht dabei um die Frage, was die Veränderung der Medienwelt für demokratische Gesellschaften bedeutet. Über die Interviews mit Journalisten wird deutlich, was der Konsum sozialer Medien, alternativer Fakten oder Fake News mit der Meinungsbildung in verschiedenen Ländern und Gesellschaften macht. „Wir wollten aus erster Quelle erfahren, wie sich die Medienlandschaften der liberalen Demokratien in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt haben“, erläutert Amerikaexperte Kilian A. Hein, Moderator des Podcasts. Best-Practice-Beispiele für den Umgang mit der Situation runden die Interviews mit den Experten ab, die über den Missbrauch von Medien und eine mögliche Prävention sprechen. Natürlich traf der Podcast im Wahljahr 2021 genau den Nerv der Zeit. Christine Schmitt, Kilian A. Hein und Enrico Pantaleoni benötigten rund 15 Stunden Arbeitsaufwand pro Folge, 12 Folgen sollen zunächst entstehen

Sonderthema/Jahresthema WJD: Projekte zur Stärkung von Wirtschaft und Unternehmertum: WJ Berlin

Berlin gilt als die Hochburg der Start-up- und Gründerszene – auch international. Doch gewisse Hürden sind aus einer Gründung einfach kaum wegzudenken. Und da setzt auch schon die Idee „Berlin Startup Mate“ in der Bundespreis-Kategorie Sonderthema/Jahresthema WJD (Projekte zur Stärkung von Wirtschaft und Unternehmertum) an. Denn Hilfe suchende Gründer und Gründerinnen sind beim „Berlin Startup Mate“ des WJ-Kreises Berlin genau richtig. Doch zunächst war es die IHK Berlin, die Hilfe suchte: „Die Idee entstand, weil unter anderem viele englischsprachige Anfragen an die Berlin Startup Unit gestellt wurden, die aber nicht die richtige Anlaufstelle dafür waren“, erklärt Alexandro Lahmann, der als Ressortleiter Internationales & Netzwerk der Bitte nach Unterstützung gern nachkam. Das Team um Alexandro überlegte sich ein grobes Konzept, mit dem sie den Gründerinnen und Gründern vor allem erstmal ein gewisses Sicherheitsgefühl vermitteln wollten. Zusammen mit der Berlin Startup Unit wurde schließlich ein Netzwerk aus verschiedensten Organisationen gegründet, die die Interessierten kostenfrei beraten. „Das Projekt möchten wir natürlich weiterführen und auch auf andere Kreise der Wirtschaftsjunioren übertragen“, so Alexandro. „Denn wir haben auch ein eigenes Interesse daran, uns mit internationalen Gründerinnen und Gründern auszutauschen und sie kennenzulernen“.

© Ulrike Reinhard

Sonderthema/Jahresthema JCI: Vielfalt und Inklusion als Erfolgsfaktoren für Unternehmen: WJ Frankfurt am Main

Ganz nach oben aufs Treppchen schaffte es auch die digitale „Diversity Week 2020“ in der Kategorie Sonderthema/Jahresthema JCI (Vielfalt und Inklusion als Erfolgsfaktoren für Unternehmen). Sie wurde von dem kreisübergreifenden Projektteam mit Alessa Bluhm und Micòl Salvoni (WJ Frankfurt), Marie Lebarbier (JCI Finistere), Jennifer Polzin (WJ Köln) und Ulrike Reinhard (WJ Mannheim-Ludwigshafen) organisiert. „Heraus kam eine Woche voller englisch- und deutschsprachiger Veranstaltungen zu Themen wie Antirassismus, Inclusive Leadership, interkulturelle Konflikte, Vielfalt in der Führung & vieles mehr“, beschreibt Micòl das preisgekrönte Projekt. Einzelne Veranstaltungen wurden live auf Facebook gestreamt, bei anderen wurde auf Safe Spaces geachtet. Simultan ins Schriftliche übersetzte Untertitel sorgten dafür, dass alle Teilnehmenden die Präsentationen und Trainings verstehen und daran partizipieren konnten. Im Herbst 2021 fand eine weitere digitale Diversity Week statt, viele Videos dazu sind auf der Facebookseite „JCI Europe Diversity Week“ zu finden.

© WJ Dithmarschen

Gesellschaftliches Engagement auf Kreisebene: WJ Dithmarschen

Wirtschaftsjunioren engagieren sich auch im Sozialen? Ein paar ungläubige Kommentare mussten die Mitglieder der WJ Dithmarschen bei ihrer Aktion „KEM – Kauf eins mehr“ anfangs hinnehmen. Doch jedes Jahr wird die Aktion bekannter und hat schon bald Tradition. Die Idee dahinter ist denkbar einfach – bewirkt aber Großes! Mit Bannern, Flyern und hoher Motivation ausgestattet, bitten die Mitglieder Kunden in einem Supermarkt darum, „eins mehr zu kaufen“. An je einem Tag in der Weihnachtszeit werden so seit 2017 jedes Jahr kistenweise Lebensmittel gesammelt, die dann der „Heider Tafel“ gespendet werden. „Die Resonanz ist gut und viele Leute legen auch mehr als nur ein haltbares Produkt für die Aktion aufs Kassenband“, beschreibt Melchior Meyer das Projekt. „Ein großer Dank gilt auch den Supermarkt-Betreibern, die die Aktion regelmäßig unterstützen“, betont er weiter. Und einen Bundespreis für das einzige nicht-digitale Projekt gibts auch: Den ersten Platz in der Kategorie Gesellschaftliches Engagement auf Kreisebene.

© WJ Bayern

Landesengagement: WJ Bayern

Etwas politischer geht es im Süden zu. Das in diesem Jahr prämierte WJ-Landesprojekt kommt aus Bayern und titelt „Partizipative Erstellung von Positionspapieren“. Ob Fachkräftesicherung, Flexibilisierung der Arbeitszeiten oder Digitalisierung – was denken die Mitglieder zu diesen Themen und wie positionieren sie sich dazu? Das gilt es herauszufinden, zu formulieren und zu diskutieren. Seit Mai 2020 erstellen die WJ Bayern ihre politischen Positionen in einem partizipativen Prozess, in den alle 4.500 Mitglieder eingebunden sind – eine Mammutaufgabe. An einer ersten MindMap haben rund 120 Mitglieder digital mitgearbeitet und schließlich 10 Themenblöcke herausgelöst. Alle Mitglieder sollten ihre Top-Themen in ein Ranking bringen, die TOP 5 wurden dann zur weiteren Diskussion ausgewählt. In Workshops formulierten die Teilnehmenden ihre Forderungen an die Politik und verabschiedeten die jeweiligen Positionspapiere schließlich in den Mitgliederversammlungen. Diese wurden dann für Gespräche mit der Politik auf Bundes- und Landesebene genutzt. Das sorgte nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch bei der Presse für viel Beachtung und wurde auch 2021 weitergeführt.