Die plötzlich andere Perspektive: Warum Diversity ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist – und mein persönlicher Innovationstreiber
Gleiche Chancen für alle. Kein relevantes Thema in Deutschland – habe ich lange geglaubt. Und eigentlich kein Wunder:
Ich heiße Schmidt, bin in Deutschland geboren, habe eine akademische Ausbildung. Persönliche Erfahrungen mit Diskriminierung in Schule, Studium und Beruf habe ich nicht gemacht. Wenn man der vermeintlichen Norm angehört, ist es sehr einfach zu sagen, dass es kein Problem gibt. Wenn man nie in der Minderheit ist oder war, dann weiß man einfach nicht, wie es ist, die einzige Person im Raum zu sein, die anders ist.
Bei mir kam der Perspektivwechsel schlagartig, als ich 2008 die erste weibliche Partnerin bei Deloitte Consulting wurde. Von einem Tag auf den anderen war ich die einzige Frau unter 50 Männern. Gut die Hälfte der Bevölkerung ist weiblich, doch nun war ich auf meiner Arbeitsebene allein unter lauter Männern. Rechnerisch zwei Prozent Frauenanteil und tatsächlich: nur die eine Frau.
Seitdem weiß ich wie es ist, wenn man die einzige Person im Raum ist, die anders ist. Man fällt mehr auf, fühlt sich verpflichtet, noch bessere Leistung zu bringen und läuft dabei Gefahr, sich bewusst oder unbewusst der Mehrheit anzupassen. Insofern kann es natürlich auch ein Treiber für Höchstleistung sein. Das ist aber ein anstrengender Weg und kein Automatismus. Und nicht überall gelingt der Change zu Diversity so gut wie bei Deloitte Consulting. Wir können und wollen noch besser werden, aber wir sind heute eine buntere und coolere Truppe als früher.
Unternehmen suchen die besten Talente. Die gibt es auch unter deutschen Männern in ihren Zwanzigern. Wer aber glaubt, nur hier fündig zu werden, verschenkt wertvolles Potential. Fest steht: Kein Unternehmen kann es sich leisten, nur einen Bruchteil der Talente zu berücksichtigen.
Und diese Talente können in der Breite nur dann Höchstleistung erbringen, wenn sie sich als Teils des Teams integriert fühlen. Wir alle sind verschieden, deshalb können wir nur durch eine inklusive Kultur unsere beste Leistung im Team für das Unternehmen abrufen. Daher ist das Thema „Diversity & Inclusion“ ein sehr wichtiges Thema. Nicht nur aus gesellschaftlicher Verantwortung, sondern auch aus Gründen der Performance: Divers besetzte Teams mit gemeinsamem Spirit bringen messbar bessere Leistungen und sind damit ein entscheidender Faktor für wirtschaftlichen und nachhaltigen Erfolg.
Diversität – das ist bei uns bei Deloitte nicht nur Geschlechtergerechtigkeit, sondern viel mehr. Wir sind alle unterschiedlich in Alter, Herkunft, Familienstand, Ausbildung in unterschiedlichen Disziplinen, sexueller Orientierung, mit und ohne Behinderung und vielem mehr. Wenn wir aus dieser Vielfalt Teams formieren, welches die unterschiedlichen Erfahrungen und das breite Wissen aller integrieren, fördern wir auch Innovation. Denn Innovation ist ohne Diversität nicht denkbar. Und so ist das entschlossene Bekenntnis zu Diversität und der diskriminierungsfreie Umgang mit Minderheiten nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit. Sie sind auch Innovationstreiber und damit ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor für unser Land.
Autorinnenprofil
Dorothea Schmidt ist seit 25 Jahren bei Deloitte Consulting im Bereich Financial Services. Seit 2008 ist Frau Schmidt Partnerin bei Deloitte. Sie ist Mitglied im Consulting Management Team von Deloitte Consulting und leitet neben ihrer Beratungstätigkeit die Diversity & Inclusion Initiative von Deloitte Consulting. Daneben ist Frau Schmidt noch Mitglied im Aufsichtsrat von Deloitte Consulting GmbH und ist dort die Vorsitzende des Finanzausschusses.