Wirtschaftsjunioren vermissen Weiterbildung im Konjunkturpaket
Wirtschaftsjunioren vermissen Weiterbildung im Konjunkturpaket – WJD-Bundesvorsitzender Sebastian Döberl fordert Bildungsprämien für Beschäftigte in Krisenbetrieben: Unsere Unternehmen gewinnen damit Zukunft
Im Konjunkturpaket der großen Koalition fehlen nach Einschätzung der Wirtschaftsjunioren Deutschland dringend erforderliche Impulse für mehr Weiterbildung. „Gerade den von der Krise hart getroffenen Betrieben geht aktuell das Geld aus, auch für die Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, warnt der WJD-Bundesvorsitzende Sebastian Döberl. „Deshalb könnte eine staatliche finanzierte Bildungsprämie dazu beitragen, jedem Beschäftigten in einem Krisenbetrieb eine Perspektive zu bieten. Im Gegensatz zu den mit der Gießkanne verteilten Milliarden, wäre das sehr gut angelegtes Geld. Unsere Unternehmen brauchen Zukunft.“
Unternehmen in Deutschland investieren jährlich rund 33,5 Mrd. Euro in die Weiterbildung ihrer Beschäftigten. Über 87 Prozent der Weiterbildung findet während der Arbeitszeit statt. „Diese Zahlen belegen, wie wichtig Unternehmern die Qualifizierung ihres Personals ist“, so Döberl. In der Corona-Krise hätten aber leider die wenigsten Unternehmen die nötigen Ressourcen, um geplante Weiterbildungen umzusetzen. Dabei könnte die Phasen von Kurzarbeit genutzt werden, um die Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterzuentwickeln. „Das ist im Interesse aller“, ist Döberl überzeugt. „Mit Weiterbildungen lassen sich die Produktivität und Innovationskraft eines Unternehmens steigern. Damit kommen wir schneller wieder auf das Vorkrisen-Niveau.“ Eine Weiterbildungsoffensive habe einen nachhaltigen Effekt auf die deutsche Volkswirtschaft. Deshalb haben die Wirtschaftsjunioren für die Bildungsprämie ein leicht realisierbares Konzept ausgearbeitet:
- Eine Bildungsprämie für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen in Schieflage. Kurzarbeitende sind bisher nur dann förderfähig, wenn alle Förderkonditionen erfüllt sind:
- zu versteuerndes Einkommen unter der für das Programm Bildungsprämie festgelegten Grenze von 20.000 Euro bzw. 40.000 Euro bei gemeinsamer Veranlagung.
- Erwerbstätigkeit von mindestens 15 Stunden pro Woche oder in Mutterschutz, Eltern- oder Pflegezeit mit einem Vertrag über eine Arbeitszeit von mindestens 15 Stunden pro Woche.
Für die Zeit der Kurzarbeit wird der vom Arbeitgeber gezahlte Brutto-Lohn angesetzt. Wir fordern, dass während der Corona-Krise nur zwei Fördervoraussetzungen erfüllt sein müssen:
- Unternehmen in krisenbedingter Schieflage,
- Weiterbildung in digitalen und Selbstlernkompetenzen.
- Der Nachweis der erfüllten Fördervoraussetzungen muss ähnlich bürokratielos erfolgen wie der Antrag der Soforthilfe.
Zentrale Handlungsfelder der Bildungsprämie
Die Bildungsprämie soll branchenübergreifend zwei wesentliche Faktoren der zukünftigen Arbeitswelt angehen: digitale Alphabetisierung und Steigerung der Selbstlernkompetenz.
Erstens: Digitale Kompetenzen weiterentwickeln
Die digitale Transformation erfasst unsere gesamte Wirtschaft, über Brachen und Unternehmensbereiche hinweg. Laut einer aktuellen Studie der KfW (Februar 2020) hat die Digitalisierung des Mittelstands in den letzten Jahren zwar an Fahrt aufgenommen. Diese werde aber durch die unzureichende Digitalkompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebremst. Demnach sehen rund 80 Prozent der KMU großen Bedarf an digitalen Grundkompetenzen wie der Bedienung von Standardsoftware und digitalen Endgeräten. Knapp jedes vierte KMU verspürt großen Bedarf an fortgeschrittenen Digitalkompetenzen wie Programmieren und statistischer Datenanalyse. Als Hauptursache werden gerade in kleinen Unternehmen die mit der Weiterbildung verbundenen Kosten sowie der Arbeitsausfall abwesender Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter angeführt. Die von uns geforderte Bildungsprämie in der Kurzarbeit setzt an beiden Hürden an.
Zweitens: Selbstlernkompetenz beschleunigen
Die Halbwertszeit von Wissen ist in einer sich rasant wandelnden Welt immer kürzer. Für die große Mehrheit der Wirtschaftsjunioren zeichnet sich die Arbeitswelt der Zukunft insbesondere durch ein neues Führungsverständnis (71 Prozent) aus, das von Mitbestimmung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geprägt ist. Was für die junge Generation ein Anreiz zur Bewerbung ist, kann für andere einen unerwünschten Kulturwandel darstellen. Der Schritt weg von Präsenzarbeit und vorgegebener Struktur hin zu selbstständigem Arbeiten und lebenslangem Lernen ist groß – für alle Beteiligten. Um die nötigen Kompetenzen zu erwerben, braucht es deshalb staatlich geförderte Weiterbildungen, die sich nicht der Entwicklung einzelner Führungskräfte, sondern des ganzen Betriebs annehmen. Gleiches Recht für alle!