Ehrena[mt]rbeit

© WJD/Christian Schneider

Wenn wir über Arbeit sprechen, denken wir meist zuerst an die Erwerbsarbeit. Das ist auch völlig klar – irgendwie müssen die einflatternden Rechnungen ja bezahlt werden. Die meisten von uns beschäftigt sie, sei es als Führungskraft oder Unternehmer:in. Die meisten von uns gehen ihr tagtäglich mal mit mehr oder weniger Elan nach. Aber es gibt mehr als das! Eine Form der Arbeit, die mir sehr am Herzen liegt, möchte ich mir einmal genauer mit Euch anschauen. Ich spreche natürlich von derjenigen Art Arbeit, die uns alle vereint:

Die ehrenamtliche Arbeit.

HAUFE definiert Ehrenamt als „ein freiwilliges öffentliches Amt, das meist zum Wohl der Allgemeinheit (in Erfüllung staatsbürgerlicher, politischer oder religiöser Pflichten) oder in privaten Vereinen ausgeübt wird und nicht auf Bezahlung ausgerichtet ist“.

Ob in humanitären Verbänden, in sozialen oder beruflichen Netzwerken, in Prüfungsausschüssen, in Fördervereinen: Das Ehrenamt bewegt viel. Gerade in Deutschland gehört es (ein wenig) „zum guten Ton“, sich ehrenamtlich zu engagieren. Und das ist auch gut so! Denn sind wir ehrlich. Ohne dieses Engagement würden viele Dinge gar nicht erst stattfinden. Das Schulfest auf dem Dorf, die Abschlussprüfungen für Auszubildende bei der IHK oder auch die Projekte bei den Wirtschaftsjunioren. Ohne unser Engagement geht es nicht.

Wertschätzung

Das Ehrenamt wird wertgeschätzt von denjenigen, die es in Aktion erleben. Tiere oder Menschen in Not, Kinder im Sportverein oder in der Schule, unsere Umwelt: Ehrenamt tut gut(es). Die Wirkung dieser Arbeit ist direkt und unmittelbar erfahrbar.

Da ist aber auch die ganz „egozentrische Seite“ der Wertschätzung, denn sind wir mal ehrlich, eine Ehrenurkunde der IHK, die Goldene Ehrennadel der Wirtschaftsjunioren oder eine Senatorenurkunde unseres Dachverbandes JCI sehen schon schick aus. Das offiziell ausgesprochene Dankeschön für die eigene Leistung, etwa auf einer Mitgliederversammlung, fühlt sich auch gut an. Und wer schreibt sein ehrenamtliches Engagement nicht gern in den Lebenslauf. Ehrenamt tut auch dem eigenen Ego gut.

Aber der wesentliche Faktor ist aus meiner Sicht ein anderer: Wir sollten uns selbst an unserem Engagement erfreuen. Ich glaube, man unterschätzt, was einem selbst das Ehrenamt bringt. Es geht nicht um Ruhm und Ehre. Es geht um den Spaß an der Sache, die Sinnhaftigkeit und die persönliche Entwicklung, die dann auch auf alle anderen Lebensbereiche ausstrahlt. Bei den Wirtschaftsjunioren geht es zum Beispiel um die Möglichkeit, im Rahmen eines Projekts oder einer Konferenzausrichtung Verantwortung für sechsstellige Beträge zu übernehmen – ohne das Risiko, dabei persönlich zu haften. In diesem geschützten Raum neue Fähigkeiten zu erlernen ist besonders wertvoll und hilft uns dann bei unserer anderen Arbeit, also derjenigen, die unsere Rechnungen bezahlt.

Wenn das noch recht offensichtlich ist, gibt es aber auch andere, versteckte Skills, die wir im Ehrenamt aufbauen. Die Arbeitsweise in Gremien wie Landes- oder Bundesvorstand, oder international bei JCI, mag auf den ersten Blick sehr speziell sein. In Wirklichkeit aber ist es ein Skillset, das uns an vielen Stellen hilft. Mehrheitsverhältnisse zu erkennen, eigene Positionen sauber zu begründen, den inhaltlichen Diskurs zu suchen, und noch vieles mehr. Es klingt vielleicht nach „Meta-Skills“ – aber wer danach mal einen Sportverein oder Förderverein oder eine Partei von innen sieht, ist wohl gerüstet.

Und dann sind da eben die interkulturellen Kompetenzen, die durch den Kontakt mit Jaycees aus den unterschiedlichsten Nationen entstehen. Ein Training mit internationalen Teilnehmer:innen (wie die European Academy) oder der Besuch einer internationalen Konferenz (wie der Europakonferenz oder dem Weltkongress), kann an der ein oder anderen Stelle herausfordernd sein. Ganz sicher aber fördert es unsere Fähigkeit, mit Menschen eines anderen kulturellen Hintergrundes erfolgreich zu interagieren – in einer international vernetzten Arbeitswelt ein unschätzbarer Vorteil.

Deshalb breche ich gerne eine Lanze für unser unbezahltes, aber unendlich wertvolles Engagement, unsere „Arbeit neben der Arbeit“.

Eure Michèle Hoßfeld
JCI Germany National President 2023

Die Renaissance der Sinnhaftigkeit: Unsere Antwort auf den technologischen Wandel

von Heiko Kösling

Wir leben und arbeiten in Europa nicht mehr in einer Leistungsgesellschaft, sondern in einer Erfolgsgesellschaft. Statt persönlicher Fleiß entscheidet die Skalierbarkeit der Ergebnisse über Lohn und Anerkennung – also über den Erfolg unseres Handelns. Diese Entwicklung schadet unserer sozialen Marktwirtschaft und dem darauf basierenden gesellschaftlichen Zusammenhalt, indem sie Populismus, Demokratieverdruss und sogar Konflikte fördert.

Der technologische Wandel unserer Arbeitswelt wird die Menschen wieder ins Zentrum ihres Schaffens rücken. Entlasten wir die Menschen von repetitiven Aufgaben! Dies bietet eine einmalige Gelegenheit, sinnstiftende Arbeit wieder mit der gebührenden gesellschaftlichen Anerkennung zu verknüpfen. Und für wen sich Leistung lohnt, hat keine Zeit für Demagogie.

Obwohl Europa nur neun Prozent der Weltbevölkerung ausmacht, beherbergt es den Großteil der liberalen Demokratien. Dies schafft einen fruchtbaren Boden für junge Menschen, die unternehmerische und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen wollen. Europa ist kompakt, intelligent und seine Bürgerinnen und Bürger sind äußerst anpassungsfähig.

Ausgenommen von jeglicher Veränderung bleibt natürlich nur die bundesdeutsche Bürokratie als ein Hort der Beständigkeit. Irgendwo müssen die alten Tastaturen ja hin.

2023 JCI European Know-How Transfer – Young Leaders Talk – Transforming Europe

von Thomas Dal Magro und Maximilian Ihring

Vom 8. bis 12. Oktober fand der European Know-How Transfer (EUKHT) in Brüssel statt, der von JCI Europe organisiert wurde. Der JCI European Know-How Transfer ist ein Austauschprogramm zwischen jungen Führungskräften und europäischen Entscheidungsträger:innen. Das Programm ermöglicht es den Teilnehmer:innen, die Arbeit des Europäischen Parlaments kennenzulernen und durch die Teilnahme an Schulungen, Podiumsdiskussionen und Workshops am europäischen Entscheidungsprozess teilzunehmen.

Die Gruppe von jungen Unternehmer:innen und Führungskräften aus ganz Europa erhielt Vorträge von der Europäischen Kommission über die Entstehung des Parlaments, traf sich mit dem Europaabgeordneten Siegfried Muresan, um über die Beziehungen zur EU zu diskutieren, erfuhr von Dr. Lawrence Gonzi, dem ehemaligen Premierminister von Malta, etwas über Diplomatie und Frieden in Europa, erhielt ein Diplomatie-Training von Erika Lee, der stellvertretenden Leiterin der Mission der irischen Botschaft in Belgien, und verfolgte die Rede der Präsidentin des Europäischen Parlaments Roberta Metsola.
Wir, die beiden deutschen Teilnehmer Thomas Dal Magro (WJ Frankfurt) und Maximilian Ihring (WJ Duisburg), durften zudem die Europa-Abgeordneten Michael Gahler und Moritz Körner bei ihrer Arbeit im Europäischen Parlament begleiten. Unter anderem wurde dabei diskutiert, wie sich Bedrohungen und Bedürfnisse der Verteidigung auf das EU-Raumfahrtprogramm auswirken, die Umweltauswirkungen des Krieges in der Ukraine und die aktuellen Angriffe in Israel. Zudem fanden Treffen mit der Youth Atlantic Treaty Association (YATA) und Allied for Startups statt. Alles unter dem Motto: Wie können wir ein besseres Europa schaffen?
Eine tolle Erweiterung der Landes- und des Bundes-KHTs und eine klare Empfehlung, in Zukunft daran teilzunehmen!

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