Alles eine Frage der Haltung

Unsere Bundesvorsitzende in diesem Jahr ist Simone Rechel von den WJ Darmstadt-Südhessen. Wir haben sie getroffen und mit ihr über #vorangehen, SDGs und Role Models gesprochen.

© Laura Boysen

Liebe Simone, wie bist Du in Dein Jahr als Bundesvorsitzende gestartet?
Motiviert und ganz schön wild (lacht). Man startet ja gleich voll durch mit dem Kreissprecher:innentreffen am Anfang des Jahres. Also merkt man schnell: Hier muss viel organisiert und auf den Weg gebracht werden und gleichzeitig ist aber Urlaubsphase und dadurch gute Koordination gefragt. Man ist sofort mittendrin!

Dein Jahresmotto ist #vorangehen. Erzähl mal, was steckt dahinter und wie wirst Du das Thema mit Leben füllen?
Die Idee zu dem Thema resultiert aus diesem Pessimismus und der schlechten Stimmung, die sich überall breitmacht. Ich glaube, dass das nicht nur mich, sondern auch ganz viele andere ein Stück weit runterzieht. Gerade auch, dass in der Wirtschaft – und sogar auch in unserem Verband, wie eine Umfrage letztes Jahr gezeigt hat – so viel schwarzgesehen wird! Es ist schwierig, da motiviert zu bleiben. Ich möchte mit diesem Motto dazu beitragen, dass wir trotz der Herausforderungen, die unbestritten da sind, wieder die Handlungsmöglichkeiten sehen. Zeigen, dass wir eben nicht stehenbleiben müssen. Statt vor den Herausforderungen stehenzubleiben und sie zu bewundern und anzumeckern, können wir Wege finden, damit umzugehen.
Ich möchte in diesem Jahr zeigen, dass es nicht nur die fiktive Möglichkeit gibt, mit den Herausforderungen umzugehen, sondern dass es in unserem Verband schon richtig viele Menschen gibt, die vorangehen. Die Dinge umsetzen in ihrem Unternehmen, die gute Entscheidungen für die Zukunft treffen, die kreative Lösungen finden. Und anhand dieser Beispiele können wir ins Gespräch kommen, können voneinander lernen, können eigene Ideen entwickeln. Dafür sammeln wir gerade auch Best Practices unter sdg.wjd.de.

Das Zeichen nach außen, was wir dabei unter anderem an die Politik senden, ist: Wir sind die, die nicht nur meckern und schimpfen, sondern eben selbst etwas tun und die Dinge in die Hand nehmen. Und deshalb sollte die junge Wirtschaft auch mit an den Tisch, wenn Entscheidungen getroffen werden.

Hast Du Dir konkrete Ziele gesetzt, die Du in diesem Jahr erreichen willst?
Ich finde, gerade das ist ein schönes Ziel: Einen guten Impuls zu geben, dass ein Haltungswechsel initiiert und gelebt werden kann. Und so zu einer positiveren Grundstimmung zu gelangen. Außerdem ist es mir ein Anliegen, die Arbeit zum Thema Bildung, die wir letztes Jahr begonnen haben, weiterzuführen. Und natürlich möchten wir auch in diesem Jahr wieder viele neue Mitglieder für unseren Verband begeistern. Da haben wir uns im Bundesvorstand das Ziel gesetzt, 1.800 neue Mitglieder unter 40 für die Wirtschaftsjunioren zu gewinnen.

Eine große Rolle sollen auch weiterhin die SDGs spielen. Wo liegt da Dein Schwerpunkt?
Ähnlich wie im letzten Jahr wird das SDG 7, „Bezahlbare und saubere Energie“, natürlich auch in diesem Jahr von zentraler Bedeutung sein – gerade auch bei den bereits angesprochenen Best Practices. Außerdem begleiten uns die Ziele 8, 9 und 10 weiterhin, das sind „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“, „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ sowie „ Weniger Ungleichheiten“. Neu dazu kommt schwerpunktmäßig das SDG 3, „Gesundheit und Wohlergehen“, mit einem starken Fokus auf das Thema Mentale Gesundheit. Das ist ein Thema, das auch viele Unternehmerinnen, Unternehmer und Führungskräfte betrifft und trotzdem immer noch stark stigmatisiert ist. Hier wollen wir für gegenseitige Unterstützung und mehr Offenheit arbeiten.

Dieses Jahr ist auch ein besonderes, ein Geburtstagsjahr für die Wirtschaftsjunioren Deutschland. 70 Jahre! Wie wird das gefeiert?
Wir feiern im Rahmen der Bundeskonferenz in Rosenheim! Ich freue mich sehr, dass wir dort die Möglichkeit bekommen, den Rahmen der traditionell abschließenden Gala zu erweitern und eben den Geburtstag des Bundesverbands feiern zu können. Außerdem werden wir unseren Siebzigsten das ganze Jahr über mit kleinen Aktionen feiern: auf Social Media mit den Throwback Thursdays, hier in der Jungen Wirtschaft mit Interviews mit ehemaligen Bundesvorsitzenden. Was mir jetzt schon aufgefallen ist, auch wenn man in die alten Ausgaben der Jungen Wirtschaft schaut, die ja auch mal Quip und mal Juniorenspiegel hieß: Die Themen sind oftmals ähnlich, die die Junorinnen und Junioren damals umgetrieben haben. Alle WJ-Generationen eint, dass sie eine lange Zukunft auf sich zukommen gesehen haben und dass sie etwas tun wollten, um diese Zukunft mitzugestalten. Es gab schon immer gute Leute, die vorangegangen sind.

Du bist selbstständig als Coach und Trainerin, hast zwei Kinder, bist Lehrbeauftragte an einer Hochschule, WJD-Bundesvorsitzende und Fußballtrainerin. Verrat uns Dein Vereinbarkeits-Geheimnis!
Dieses eine Geheimnis gibt es wahrscheinlich gar nicht. Ich glaube, wenn man Menschen fragen würde, die meiner Familie nahestehen, würden die sagen: Bei denen ist es schon auch ziemlich wild, aber am Ende funktioniert es irgendwie. Und das würden wir auch unterschreiben. Ich glaube, das liegt daran, dass wir wollen, dass es funktioniert. Das ist unsere Grundhaltung. Und natürlich jonglieren wir oft ganz schön mit den Terminen und dabei fällt auch mal was runter. Aber wir arbeiten daran, uns gegenseitig Dinge zu ermöglichen. Selbstverständlich sollte ich dabei nicht verheimlichen, dass wir Unterstützung von den Großeltern haben und dass unsere Kinder mittlerweile so groß sind, dass sie allein zum Sport oder zu Freunden gehen können. Meine Mutter war immer berufstätig und ich bin sozusagen bei ihr im Friseurgeschäft großgeworden, von daher kannte ich das auch nicht anders und hatte ein tolles Role Model. Diese Role Models fehlen aber leider noch an vielen Stellen – nicht nur für Frauen als Unternehmerinnen und Führungskräfte und Mütter, sondern auch für Väter, die ihre Rolle in der Familie anders leben wollen als ihre eigenen Väter. Hinzukommt, dass das Engagement im Ehrenamt eine weitere Herausforderung im Familienalltag ist, bei der viele Außenstehende fragen: Warum tust du dir das zusätzlich noch an? Und da brauchen wir Vorbilder, da müssen wir selbst einander Vorbilder sein, uns auch im Verband noch mehr austauschen und bestärken.

Was möchtest Du am Ende des Jahres gerne über Deine Amtszeit sagen können?
Ich möchte sagen können: Es hat sich gelohnt. Das Gefühl zu haben, zusammen mit dem Team etwas ins Rollen gebracht und zu einer positiven Veränderung beigetragen zu haben – das wär doch was Schönes!

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