Für die Gewässer der Welt

Wie Felix Knoll von den Wirtschaftsjunioren Emsland – Grafschaft Bentheim an der Vision arbeitet, die Gewässer rund um den Globus zu reinigen.

von PhaseZwo, Haren (Ems)

© WJD/PHASE ZWO/Maritime Wear

Wenn Felix Knoll durch die schwere Brandschutztür in die Produktionshallen der Berky GmbH tritt, umhüllt ihn sofort der Duft frisch geschweißten Stahls. Berky baut hier in Haren (Ems) Maschinen und Boote. Und zwar ganz besondere Boote – die Boote von Berky können die Gewässer dieser Welt reinigen und somit die Natur erhalten. Die Vision: Your key for living waters.

Die Familie von Felix begleitet und prägt das Unternehmen Berky seit seiner Gründung. „Mein Opa Gerhard Knoll hat Anton Berkenheger 1964 bei der Gründung unterstützt und ihm die Garage vom Familienunternehmen angeboten“, erzählt Felix. Zusammen mit Josef Göcking bildete sich ein Gründungstrio.

Seine eigenen ersten Schritte bei Berky machte Felix knapp fünfzig Jahre später. Da steckt er eigentlich noch mitten in seinem betriebswirtschaftlichen Studium in Osnabrück, Münster und San Diego. „Nach meinem Praktikum bei PwC wollte mein Vater sehen, was ich im Studium gelernt habe.“ Hauptsächlich beeindruckte er seinen Vater zu dem Zeitpunkt noch mit optimierten Excel-Lösungen, die die Effizienz im Unternehmen steigerten. Der Ball kam ins Rollen, die Karriere begann, der Doktortitel musste auf Eis gelegt werden.

Von Tabellenschieberei zur Geschäftsführung

Nachdem Felix seinem Vater bewiesen hatte, wie viel Know-how und Ehrgeiz er in seine Arbeit steckt, vertiefte er sich mit seinem Kollegen und heutigen Co-Geschäftsführer Frank Suelmann in die anspruchsvollere Prozessoptimierung. Beide ahnten zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass sie eines Tages an der Spitze von Berky stehen und das Unternehmen gemeinsam führen würden. Ein entscheidender Meilenstein und der ausschlaggebende Punkt für Felix, sich komplett vom Doktor zu verabschieden, war der Kauf des Mitbewerbers Senwatec.

„2015 bin ich auf Senwatec aufmerksam geworden. Ich studierte die Zahlen und hatte recht schnell für mich klar, dass wir Senwatec kaufen sollten.“  Felix durfte sich in den Verhandlungen sowie in der Kaufentscheidung frei entfalten. Er bewies ein weiteres Mal sein Können und lernte, seiner Intuition zu vertrauen.

Die Entscheidung erwies sich als regelrechter Goldgriff. Anstatt das Ziel von sieben Millionen Euro Umsatz im Jahr 2020 zu erreichen, verzeichnete Berky schon 2018 das genannte Umsatzziel. Mit der Übernahme von Senwatec wechselte die Geschäftsführung, Felix‘ Vater und ein anderer Gesellschafter verließen das Unternehmen und Felix übernahm zusammen mit Frank Suelmann den Chefposten – Felix den kaufmännischen, Frank den technischen Teil. Heute blickt er auf diesen Meilenstein zurück und ist überzeugt: „Ohne den Kauf von Senwatec wäre ich heute nicht Geschäftsführer“.

Drei Jahre nach der Übernahme von Senwatec startete Berky den Kauf von Gilbers Mähtechnik. Doch diesmal hatte der Kauf einen kleineren Effekt als gewünscht. Der Grund: Fehlende Manpower im Management. Für Felix entwickelt sich daraus die Erkenntnis, dass einer der bedeutendsten Faktoren für Erfolg gutes Personal ist, das sich auch mit seinen Aufgaben identifiziert. Heute sagt er, dass die Übernahme die richtige Entscheidung war. Seinem Bauchgefühl vertraut er weiterhin.

Vorbild Familie

Die Motivation für seine Arbeit schöpft Felix aus dem Gedanken, seinem eigenen Nachwuchs in zwanzig Jahren an jedem Ort der Welt sagen zu können „Guck mal, Papa hat dabei geholfen, dass dieses Gewässer sauber ist und lebt.“  Es geht ihm nicht primär darum, Geld zu verdienen, sondern darum, eine sinnhafte Aufgabe zu haben. Den Schlüssel für lebendige Gewässer in den Händen zu halten – das zählt.

Felix selbst hat viele Vorbilder in seiner Familie gefunden. Sein Großvater gründete zum Beispiel neben seinem Einsatz bei Berky ein Bauunternehmen, das auch heute noch familiengeführt in zweiter Generation besteht und ein beeindruckendes Wachstum verzeichnet hat. Mit den Erfolgen seiner Vorbilder möchte der 33-Jährige mindestens gleichziehen. So blickt Felix bis heute auf ein Wachstum von 35 auf circa 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück. Ihnen schenkt er großes Vertrauen: „Ich vertraue meinen Mitarbeitern so sehr, weil ich möchte, dass sie ihre Arbeit in Eigenverantwortung leisten.“  Mehr als einen groben Rahmen möchte Felix nicht setzen.

Bei Aufgaben wie der Mitarbeiterführung freut Felix sich besonders über das Netzwerk der Wirtschaftsjunioren. In den einzelnen Stammtischen ist der Austausch über Unternehmenskulturen und Ratschläge zum Umgang mit unangenehmen Personalfragen besonders wertvoll. „Ich bin zwar Geschäftsführer, aber auch nur ein Mensch, der bei solchen Themen Bauchschmerzen bekommt. Sich einen Rat von außerhalb, aber aus der gleichen Position zu holen, tut dabei gut.“ Die Verbindung zu den Wirtschaftsjunioren hat Felix Knoll aus dem familiären sowie dem geschäftlichen Umfeld aufgebaut. Sein Onkel gab ihm den Ratschlag, dass die Wirtschaftsjunioren eine ausgezeichnete Plattform seien, um sein Netzwerk weiterzuentwickeln und zu pflegen. Genau darauf legt Felix großen Wert. Im Arbeitsalltag hatte ihm auch schon sein Co-Geschäftsführer und ehemaliger Wirtschaftsjunior Frank Suelmann von den Stammtischen erzählt.

© WJD/PHASE ZWO/Maritime Wear

Nur noch kurz die Welt retten

Mit Berky fokussiert Felix in Zukunft auf die Boote. „Unsere Boote bilden eine lukrative Nische und das Schönste ist, dass jeder Handschlag sinnhaft ist.“ Durch das Portfolio von Mähboot, Mähsammelboot und Saug-/Schwimmbagger kann nahezu jedes Gewässer weltweit gepflegt werden. Ganz gleich ob Müll, Schlamm oder unerwünschte Pflanzen, durch die jeweiligen Maschinen können verschiedenste Gewässer intakt bleiben oder es wieder werden. Die Idee, Müll zu sammeln, kam tatsächlich durch ein Kundenfeedback, berichtet Felix. „Ich habe die Vision, dass unsere Maschinen die Gewässer auf unserem Planeten insofern gesund halten, dass alle Lebewesen des Planeten gut von und mit den Gewässern, egal ob Fluss, Meer oder See, leben können. Unsere Maschinen pflegen die Lebensader des Planeten, die Gewässer.“ Dafür arbeitet Berky unter anderem mit der niederländischen NGO „The Ocean Cleanup Project“ zusammen.

Alle Ziele werden zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern definiert. Der Planet und seine Beschaffenheit sind immer im Mittelpunkt aller Entscheidungen. Dieses Leitbild ist jeden Tag und bei jeder Entscheidung der Richtungsweiser im Unternehmen. Globalisierung darf es im Vertrieb geben, aber international ist die Produktion in Deutschland gesetzt – schließlich ist man hier als perfektionistisch und somit als Qualitätshersteller bekannt. Das hat Felix schon oft festgestellt. Für ihn weist das periphere Emsland zahlreiche positive Standortfaktoren auf. Zum Beispiel: Die Fläche, die dem Unternehmen hier zur Verfügung steht, ermöglicht ein eigenes Testbecken für umfassende Qualitätssicherungen an jeder Maschine.

Überflüssig werden

Die aktuelle Bilanz stimmt Felix zufrieden. Berky zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Maschinen und Geräten zur Gewässerunterhaltung. Im letzten Jahr wurden 35 Boote verkauft, dieses Jahr wurde das Ziel auf 40 Maschinen gesetzt. Im darauffolgenden Jahr liegt das Ziel bei 50 Booten. Felix sieht damit das Fundament für die Zukunft gelegt. Aber er ist noch nicht an seinem Ziel. So ergeben sich langfristige Ziele, wie zum Ende des Jahrzehnts hundert Boote jährlich zu verkaufen. Sein persönliches Ziel ist es, im Unternehmen überflüssig zu werden. Dahinter stehe allerdings nicht der Gedanke, sich zur Ruhe zu setzen, erklärt Felix schmunzelnd. „Ich möchte Zeit für neue Ideen haben, wie Berky den Gewässerschutz weiter ausbauen kann.“ Würde morgen eine Chemikalie entdeckt werden, die Wunder in den Gewässern wirkt, dann könnte sich Berky auch zum Chemieproduzenten weiterentwickeln. Felix strotzt vor Ideen und Visionen. Die Hauptsache dabei ist immer, dem Motto „your key for living waters“ treu zu bleiben.

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