Jetzt mal konkret!

In der Reihe „Jetzt mal konkret!“ geben die Kreisgeschäftsführerinnen und Kreisgeschäftsführer aus den IHKs praktische Einblicke zu aktuellen Themen. Diesmal beantwortet Alexandra Thoß von der IHK Hochrhein-Bodensee die Frage: Wie unterstützt die IHK ihre Mitgliedsunternehmen beim Schaffen von Ausbildungsplätzen?

Die duale Ausbildung ist ein zentraler Baustein zur Fachkräftesicherung. Wenn der regionale Arbeitsmarkt ausgeschöpft ist und Stellen unbesetzt bleiben, haben Unternehmen mit eigenen Ausbildungsplätzen die Chance, gezielt Nachwuchs zu gewinnen. Durch die Ausbildung von Schulabgänger:innen sichern sie sich nicht nur qualifizierte Fachkräfte für die Zukunft, sondern tragen auch zur wirtschaftlichen Stärke ihrer Region bei. Wer ausbildet, investiert nachhaltig in den eigenen Betrieb – und in einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort.

Am Anfang steht die Eignungsfeststellung

Wenn ein Unternehmen plant auszubilden, meldet es sich im ersten Schritt bei uns, der IHK. Unsere Ausbildungsberater: innen beantworten alle Fragen rund um das Thema Ausbildung. Im Erstkontakt werden außerdem grundlegende Rahmenbedingungen abgefragt, beispielsweise: Was sind infrage kommende Ausbildungsberufe? Hat das Unternehmen bereits qualifizierte Ausbilder:innen? Im zweiten Schritt folgt der Betriebsbesuch für die Eignungsfeststellung, um den Betrieb kennenzulernen und um den zukünftigen Ausbildenden möglichst viele Tipps und Hilfsmittel an die Hand zu geben.

Warum bilden nicht mehr Betriebe aus?

In der Region Hochrhein-Bodensee bilden lediglich 1.500 der rund 40.000 Mitgliedsbetriebe aus. Häufig hören wir Bedenken wie: „Es ist schwer, geeignete Auszubildende zu finden“, „Das kostet zu viel Zeit“ oder „Die Azubis sind kaum im Betrieb“. Doch die betriebliche Ausbildung bietet entscheidende Vorteile:

• Die Azubis durchlaufen während ihrer Ausbildung den gesamten Betrieb, lernen viele Prozesse kennen, bauen sich ein Netzwerk auf, sammeln wertvolle Praxiserfahrungen. Nach ihrem Abschluss sind sie ohne Einarbeitung sofort einsatzbereit.

• Sie arbeiten bereits während ihrer Ausbildung aktiv im Betrieb mit.

• Die Ausbildungszeit ist wie eine lange Kennenlernphase und Probezeit. Unternehmen haben drei Jahre lang Zeit, um herauszufinden, ob jemand fachlich und menschlich ins Team passt.

• Sehr viele Azubis möchten gern nach der Ausbildung im Ausbildungsbetrieb bleiben. Wer ihnen frühzeitig ein Stellenangebot macht und eine gute Perspektive bietet, bekommt motivierte und zudem loyale Mitarbeiter:innen.

Wie unterstützt die IHK bei der Vermittlung von Ausbildungsplätzen?

Berufsberatung und Ausbildungsvermittlung sind eigentlich nicht unser hoheitlicher Auftrag. Trotzdem bieten wir viele Services in diesem Bereich an:

• Wir beraten Schüler:innen zu konkreten Unterschieden zwischen verschiedenen Berufen. Schließlich wissen die wenigsten im Alter von 16 Jahren, ob eine Bewerbung als Industrie-, Zerspanungs- oder Werkzeugmechaniker:in die passende ist. Somit stellen wir sicher, dass die Bewerber:innen tatsächlich wissen, was sie bei den ausgeschriebenen Stellen erwartet.

• Die IHKs in Deutschland werben mit der öffentlichkeitswirksamen Imagekampagne „JETZT #KÖNNENLERNEN“ für die duale Ausbildung. Die IHKs stellen den Unternehmen passendes IHK-Marketingmaterial zur Verfügung. Der TikTok-Account zur Kampagne @DIE.AZUBIS wird zudem von echten Azubis bespielt. Sie begeistern durch ihre authentische Art und geben Schüler:innen unterhaltsame Einblicke in ihren Azubi-Alltag.

• Wir unterstützen Betriebe bei der Lehrstellenwerbung mit unserer kostenlosen Lehrstellenbörse oder mit unserer Ausbildungsbroschüre. Außerdem beraten wir zusammen mit unseren Auszubildenden bei vielen Ausbildungsmessen in der Region.

• Wir helfen auch beim Finden und Schließen von Bildungspartnerschaften zwischen Betrieben und Schulen. Die Ausgestaltung einer Bildungspartnerschaft wird individuell vereinbart. Es entsteht aber immer ein enger Kontakt mit den Schulen und somit mit potentiellen Bewerber:innen. Im Rahmen der Bildungspartnerschaft bieten die meisten Betriebe Praktikumsplätze für Schüler:innen an. Ein Schulpraktikum ist noch immer die beste Möglichkeit, als junger Mensch in den Berufsalltag hineinzuschnuppern und das Unternehmen kennenzulernen. Für die, die noch Bedenken haben, ob sie selbst ausbilden möchten, können Praktika ein erster Schritt zum Ausbilden sein.

• Das für mich persönlich tollste Projekt zur Berufsorientierung sind die „Ausbildungsbotschafter“: Azubis stellen ihre Berufe in den Schulen der Region vor. Jede weiterführende Schule kann die „Ausbildungsbotschafter“ einladen. Erfahrungsgemäß stellen Schüler:innen den Azubis ganz andere Fragen als zum Beispiel Personaler:innen.

Fazit

Die betriebliche Ausbildung ist mehr als eine Pflicht – sie ist eine Investition in die Zukunft des eigenen Unternehmens und der eigenen Region. Unternehmer:innen, die jetzt Interesse haben, selbst auszubilden oder Fragen rund um die Ausbildung haben, lade ich ein, sich bei den Ausbildungsberater:innen der eigenen IHK zu melden.

© Anna Glad

Alexandra Thoß ist Geschäftsführerin der Wirtschaftsjunioren Konstanz- Hegau e.V. und bei der IHK Hochrhein-Bodensee in Konstanz die Geschäftsführerin für den Bereich Ausbildung und Weiterbildungsprüfungen.

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