Jetzt mal konkret!

In der Reihe „Jetzt mal konkret!“ geben die Kreisgeschäftsführerinnen und Kreisgeschäftsführer aus den IHKs praktische Einblicke zu aktuellen Themen. Diesmal verraten uns Regina Ellenbracht und Kai von Linden: Wie beflügelt man den Handel in der Innenstadt und international?

Innenstädte und Ortszentren sind das Herz und das Gesicht einer Stadt oder Gemeinde, Orte der Begegnung, des Wohnens und Lebens. Sie sind auch wichtige Wirtschaftsstandorte. Doch lebendige Innenstädte sind keine Selbstverständlichkeit mehr. Sie stehen vor großen Herausforderungen wie dem Strukturwandel im Einzelhandel, dem Klimawandel und dem demografischen Wandel. Die Corona-Pandemie hat die Herausforderungen für Innenstadtbetriebe oftmals noch verstärkt.

Zukunft der Innenstädte

Diese Entwicklungen erfordern Anpassung und Neuausrichtung. Nicht nur für die Betriebe in den Ortszentren geht es um viel, auch für Unternehmen am Standort ist die Attraktivität der nahegelegenen Stadt mit ihrem Zentrum entscheidend – beispielsweise bei der Fachkräftegewinnung. Mithilfe eines Landesförderprogramms unterstützen wir als IHK-Innenstadtberater Kommunen und lokale Akteur:innen aus dem Einzelhandel, der Gastronomie sowie den Handels- und Gewerbevereinen neue Wege zu gehen und Maßnahmen für die Ortszentren zu ergreifen.

Was können Kommunen für eine lebendige Innenstadt tun?

Jede Kommune ist anders, daher lohnt es sich, zunächst die Stärken und Schwächen des Ortskerns herauszufinden. Wir prüfen verschiedene Aspekte:

1. Wie gut ist die Beschilderung und Erreichbarkeit – zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Pkw und mit dem ÖPNV? Fahren die Besucher:innen drei Mal um den Block, um am Ende doch nach Hause zu fahren und nicht in das Geschäft zu gehen? Die Erreichbarkeit lässt sich oftmals schon mit kleinen Stellschrauben verbessern.
 
2. Wie steht es um das Erlebnisangebot? Was zieht Menschen in das Ortszentrum? Sind Aktionen und Events wie Feste und Märkte vorhanden und attraktiv? Kommunen können sich hierbei auf ihre Besonderheiten konzentrieren. Nicht zu jedem Ort passt ein Weinfest.

3. Wie ist es um das analoge und digitale Marketing bestellt? Zeigen die Stadt und die Geschäfte, was sie zu bieten haben? Auf sich aufmerksam machen ist das A und O.
 
4. Wie ist die Aufenthaltsqualität? Gibt es Begrünung, Beschattung, Wasser in der City? Gibt es zentrale und angenehme Orte zum Verweilen und zum Treffen? Bürger: innen kommen gerne draußen zusammen und sorgen für Lebendigkeit in der Innenstadt.

Was kann ich als Gewerbetreibende:r in der Innenstadt tun?

Nach einer Stärken-Schwächen-Analyse erarbeiten wir mit den Beteiligten vor Ort Maßnahmen für eine attraktive Innenstadt. Die Erfahrung zeigt, dass dies am besten als Gemeinschaftsprojekt mit Vernetzung und gemeinsamen Aktionen gelingt. Darüber hinaus sind hilfreiche Maßnahmen für Unternehmen:

1. Lokale Werbung: Umfragen zeigen, dass Bürger:innen Angebote nach wie vor über lokale Zeitungen, Plakate und Radiosender wahrnehmen. Die Sichtbarkeit des eigenen Geschäfts lässt sich hierdurch gut erhöhen.

2. Online-Präsenz: Die Bedeutung von Social Media für die Sichtbarkeit des eigenen Betriebs wächst weiter. Ob die Wahl auf Facebook, TikTok, Instagram oder andere Kanäle fällt, hängt von der Zielgruppe ab.

3. Service: Der Kontakt zu einer realen Person ist oftmals das entscheidende Kriterium für den Offline-Einkauf. Herzlicher Empfang und individuelle Beratung sind daher wichtige Erfolgsfaktoren.

4. Suchmaschinenoptimierung (SEO): Die eigene Website sollte für Suchmaschinen optimiert und das Google-Unternehmensprofil immer aktuell sein.

5. Bewertungen: Die eigene Website sollte für Suchmaschinen optimiert und das Google-Unternehmensprofil immer aktuell sein.

6. Schaufenstergestaltung: Wer vor einem attraktiven und gut ausgeleuchteten Schaufenster stehen bleibt und schaut, betritt infolge mit höherer Wahrscheinlichkeit das Geschäft.

Vom innerstädtischen zum internationalen Handel…

Gemeinsam vertreten die IHKs Rhein-Neckar und Pfalz rund 150.000 Unternehmen der Region. Das Schuhgeschäft im Ortszentrum ebenso wie den mittelständischen Maschinenbaubetrieb im Gewerbegebiet. Letzterer stellt sich bei einem Produkt, das bereits den heimischen Markt erobert hat, oft die Fragen:

Wie gelingt meinem Business der Sprung auf internationale Märkte?
Auslandsmärkte locken mit Chancen auf Wachstum und Diversifikation. Doch fehlende Marktkenntnis kann auch ein vielversprechendes Geschäft zunichtemachen. Zoll und Zertifikate, Steuern und Standards. Und das in fremder Sprache und ferner Kultur! Zum Glück leihen die IHK-Länderexpert: innen gern ein offenes Ohr bei großen und kleinen Fragen zum Exportgeschäft. Mit Seminaren, Podcasts und Erstberatung gelingt selbst Neulingen der Einstieg.

Wie finde ich Kund:innen vor Ort?
Einerseits finden Hersteller:innen und Kund:innen online über B2B-Portale zusammen. Vielversprechend sind aber auch die geförderten Wirtschaftsreisen. Von Mexiko bis Malaysia treffen Unternehmensdelegationen auf Lieferant:innen oder Abnehmer: innen aus ihrer Branche. In vielen Kulturen schafft erst dieses persönliche Kennenlernen das Vertrauen für einen ersten Auftrag.

Wo finde ich Ansprechpersonen vor Ort?
Die Auslandshandelskammern (AHKs) sind an 93 Ländern und über 150 Standorten weltweit vertreten. Sie sind Mittelpunkt für den Austausch der deutschen Firmen im Ausland. Die AHK-Mitarbeiter: innen beraten mit langjähriger lokaler Erfahrung in deutscher Sprache und vermitteln Fachexpert:innen.

Wo finde ich junge Unternehmer:innen, die international etwas bewegen?
Auch im Auslandsgeschäft gibt es junge Unternehmer:innen, die sich zusammentun. Die junge Auslandshandelskammer Lateinamerikas („AHK Joven“) trifft sich z. B. im peruanischen Lima und argentinischen Buenos Aires. Die Wirtschaftsjunioren der Auslandshandelskammer Frankreich vernetzen die junge deutschfranzösische Wirtschaft. Die Wirtschaftsjunioren Deutschland sind mittlerweile in sieben Auslandskreisen vernetzt und parallel über die Junior Chamber International in ein weltumspannendes Netzwerk mit rund 200.000 Mitgliedern eingebunden.

Verbinden: Zwei Industrie- und Handelskammern, ein Wirtschaftsjuniorenkreis

Die Zwillingsstädte Mannheim und Ludwigshafen und die Bundesländer Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz werden durch den Rhein getrennt. Fast in Sichtweite liegen die IHK Rhein-Neckar und IHK Pfalz. Für die Wirtschaftsjunioren Mannheim-Ludwigshafen ist die Metropolregion Rhein-Neckar jedoch EIN Wirtschaftsraum und VERBINDEN eines der wichtigsten Prinzipien. Die Unternehmen sind mit Produkten, Angeboten und Logistik rheinübergreifend lokal bis international unterwegs. Hierfür ist nicht nur eine intakte Infrastruktur zwischen „Monnem“ und „Lu“, wie die beiden Städte im Volksmund heißen, entscheidend – sondern auch die enge Zusammenarbeit der beiden Kammern.

Dass unsere Aufgabenbereiche für unsere IHKs so unterschiedlich sind, bewerten wir bei der gemeinsamen Unterstützung der Wirtschaftsjunioren als klaren Vorteil. Der Kreis Mannheim-Ludwigshafen hat vom Weltmarktführer und Konzern bis hin zur Einzelunternehmerin die unterschiedlichsten Mitglieder, und genau diese Verbindung bringt ein spannendes Netzwerk hervor, das immer wieder Großartiges schafft.

© Regina Ellenbracht

Regina Ellenbracht ist Referentin für Standortpolitik bei der IHK Rhein-Neckar in Mannheim und als Innenstadtberaterin in der Region unterwegs.

© Kai von Linden

Kai von Linden ist Referent für Außenwirtschaft bei der IHK Pfalz in Ludwigshafen und leitet das Kompetenzzentrum Lateinamerika. Gemeinsam unterstützen sie die Wirtschaftsjunioren Mannheim- Ludwigshafen im IHK-Netzwerk Junge Wirtschaft.

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