Was bedeutet Leistung für Dich, Jens?

Das Streben nach Glück als Wurzel von Wohlstand und Fortschritt.

© Büro Teutrine/ Raphael Wedemeyer

Laut einer OECD-Studie dauert es in Deutschland im Durchschnitt sechs Generationen, bis die Nachkommen einer Familie mit niedrigen Einkommen das Durchschnittseinkommen erreichen. Sechs Generationen – das sind in der Regel mehr als 150 Jahre. Damit stehen wir auf einem Niveau mit Chile und schlechter da als der Durchschnitt der OECD-Länder, der bei viereinhalb Generationen liegt. Unzählige Studien belegen, dass die Wahrscheinlichkeit ein Abitur zu absolvieren oder zu studieren deutlich größer ist, wenn die eigenen Eltern ebenfalls einen hohen Bildungsgrad und hohes Einkommen vorweisen können. Sicherlich ist ein Studium nicht der einzig wahre Königsweg, aber wieso nehmen wir es einfach so hin, dass der Bildungserfolg in Deutschland stärker als anderswo von der Herkunft abhängt? Wieso sprechen wir so wenig darüber, wie nicht der Zufall der Geburt und dafür mehr Faktoren, wie Leistungsbereitschaft, Talent, Fleiß und persönliche Risikobereitschaft für Erfolg ausschlaggebend sind.
Dass in Deutschland der Grad an sozialer Durchlässigkeit im Vergleich mit vielen anderen Ländern deutlich schlechter ist, ist nicht neu, sondern hat sich über die letzten Jahrzehnte verfestigt. In Zeiten von wirtschaftlicher Stabilität und Wachstum führt dies bei vielen politischen Akteuren nur zu Achselzucken oder Phrasen. Wenn aber die fetten Jahre vorbei sind, Abstiegsängste bis in die Mitte der Gesellschaft wachsen, viele pessimistischer in die Zukunft blicken und unser Wohlstand in Gefahr gerät, ist eine solche Haltung gefährlich.

In diesen Zeiten braucht es eine politische Agenda, die jeden Einzelnen zur Neugründung unseres Wohlstands antreibt. Jede und jeder muss die faire Chance bekommen, das Leben in die eigene Hand zu nehmen und seinen oder ihren Traum zu leben – egal, woher man kommt, welche Eltern man hat, ob und woran man glaubt und egal, wie ungewöhnlich oder ganz „normal“ dieser Traum sein mag. Wir müssen Pilot der eigenen Biografie sein wollen und die phänomenale Erfahrung machen, durch eigene Anstrengung etwas im Leben schaffen zu können. Aufstiegschancen und die Verwirklichung des Leistungsversprechens der sozialen Markwirtschaft sind in der aktuellen Zeit genau der emotionale Ankerpunkt für die Erneuerung unseres Wohlstandes:

  • 1. Werden wir Weltspitze bei der Wettbewerbsfähigkeit statt bei Steuern und Abgaben. Fleiß und Leistungsbereitschaft dürfen sich nicht nur für das Finanzamt lohnen.
  • 2. Bildungsnation: Wir können es uns gesellschaftlich nicht leisten, auf Talente zu verzichten. Auf diesem Weg brauchen wir alle klugen Köpfe unabhängig ihrer Herkunft.
  • 3. Ein Sozialstaat, der Menschen in Arbeit bringt, statt Arbeitslosigkeit zu befördern
  • 4. Mehr Respekt für Unternehmertum! 5. Statt immer nur darüber zu sprechen, wie man die wenigen großen Vermögen klein macht, sollten wir viel mehr Menschen in die Lage versetzen ein „kleines“ Vermögen aufzubauen: Von Eigenheim bis Altersvorsorge.

© Büro Teutrine/ Raphael Wedemeyer

Jens Teutrine ist Mitglied des Deutschen Bundestags und Vorsitzender der Jungen Gruppe der FDP-Bundestagsfraktion. Er war 2020/2021 Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen.