Wohlstand und Wandel

Max Jankowsky führt eine Eisengießerei im Erzgebirge mit 85 Mitarbeitern. Und: Der 30-Jährige ist seit Juni dieses Jahres Präsident der IHK Chemnitz.

Interview von Laura Jorde

Lieber Max, in den aktuellen politischen Debatten geht es viel um einen drohenden Wohlstandsverlust – und die Transformationsaufgaben, die die deutsche Wirtschaft hat, um diesen Verlust abzuwenden. Welche Kompetenzen kann aus Deiner Sicht die junge Generation in diese Aufgaben miteinbringen?

Mut! Den kann sie liefern. Die junge Generation hat Mut – und das war schon immer so. Mein Großvater hat damals in der Wendezeit auch Mut gebraucht, alles wieder aufzubauen. In einer völlig unklaren politischen Lage zu investieren und zu sagen: Ja, wir glauben unsere Region und setzen uns für die Region und die kommenden Generationen ein. Mein Onkel hat das Unternehmen dann übernommen – und es kam die Finanzkrise 2009/2010. Auch er hat Mut gebraucht, musste Ruhe bewahren und daran glauben, dass alle zusammen es schaffen können, wenn sie zusammenhalten. Unsere Generation hat diesen Wandel der Industrie und des Energiemarktes, die Dekarbonisierung, die Umstrukturierung der deutschen Wirtschaft.

Unsere Generation geht jetzt in die Nachfolge und sagt: Ja, wir übernehmen jetzt die Verantwortung für unsere Region, für unsere Wirtschaft, für unser Land. Wir wollen mitmachen, wir kommunizieren mit der Politik, wir zeigen die Probleme auf – aber nicht radikal, sondern wir gehen in den Dialog, um einen Konsens zu finden. In diesem Mut, Verantwortung zu übernehmen, liegt die Kraft zur Veränderung. Dieser Mut kann uns helfen, aus dieser stürmischen Zeit wieder herauszukommen, industriell, politisch und gesellschaftlich. So dass unsere Kinder später sagen werden: Schwierige Zeit, aber auch eine interessante Zeit, die unsere Eltern da mitgemacht haben.

Du willst den Wandel gestalten und auf der anderen Seite die geschaffenen Werte bewahren. Wie schafft man das in unsicheren Zeiten? Wandel braucht Zeit. Das, was wir als Land gerade erleben, ist ja auch ein Change Prozess. Aber wir gehen auf die Rahmenbedingungen eines Change-Prozesses nicht ein. Das bedeutet Kommunikation, das bedeutet, sich Zeit zu nehmen und alle mitzunehmen. Aber wir übergehen viele Sorgen und viele Ängste und nehmen so die Hälfte nicht mit. Da ist es auch unsere Aufgabe als IHK, in den Dialog zu treten und zu vermitteln. Momentan, denke ich, erkennen die Leute aus der Wirtschaft und aus der Praxis noch nicht, was eigentlich die Strategie der Politik ist. Die Agenda 2030 ist aber so essenziell und entscheidend, da sollte jeder den Fahrplan kennen. Aber den gibt es nicht!

Was ist deine Superkraft für das Amt als IHK-Präsident?

Ich hoffe, dass meine Superkraft ist, junge Menschen zu überzeugen und zu motivieren, dass sie sich für die Region einsetzen und an die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes glauben, und dass wir gemeinsam dafür kämpfen. Und mit dieser Überzeugungskraft versuche ich, die jungen Menschen mitzunehmen und so die wirtschaftliche Stärke der Region um Chemnitz für die Zukunft zu erhalten.