Mehr als nur Job: Wie New Work die Essenz menschlicher Bedürfnisse gestaltet
In der heutigen dynamischen Landschaft der modernen Arbeitswelt gewinnt der Begriff „New Work“ zunehmend an Bedeutung. Dieser Ansatz, geprägt vom Philosophen und Sozialforscher Frithjof Bergmann, stellt eine Neuinterpretation von Arbeitsmodellen dar. Im Fokus stehen dabei Selbstbestimmung, Flexibilität und Sinnhaftigkeit.
von Gentiana Daumiller
Wie vielen Menschen ist bewusst, dass New Work mit den grundlegenden Bedürfnissen des Menschen, wie sie vom Psychologen Klaus Grawe definiert wurden, eng verbunden ist? Grawe identifizierte vier fundamentale Bedürfnisse des Menschen: Bindung, Autonomie, Lustgewinn und Selbstwerterhöhung. Diese bilden die Basis für psychisches Wohlbefinden und beeinflussen maßgeblich Motivation und Zufriedenheit am Arbeitsplatz.
Die Verbindung zwischen New Work und diesen Grundbedürfnissen wird besonders deutlich, wenn man die Prinzipien von New Work genauer betrachtet. Flexibilität und selbstbestimmte Arbeitszeiten fördern die Autonomie der Mitarbeitenden. Teamorientierte Strukturen und der Fokus auf gemeinsame Ziele schaffen Bindung. Sinnstiftende Aufgaben und persönliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten befriedigen das Bedürfnis nach Lustgewinn. Darüber hinaus sind Maßnahmen zur Förderung der Selbstwerterhöhung der Mitarbeitenden von entscheidender Bedeutung. Die Anerkennung und Wertschätzung der geleisteten Arbeit spielen eine zentrale Rolle, um das Selbstwertgefühl zu stärken. Eine Möglichkeit hierfür ist die Implementierung von positiven Feedback-Strukturen.
Ein Beispiel hierfür ist die Einführung einer Kudo-Wall. Diese virtuelle oder physische Wand dient als Plattform für Lob und Anerkennung. Mitarbeitende haben die Gelegenheit, sich gegenseitig öffentlich für ihre Leistungen zu würdigen, sei es für erfolgreiche Projekte, kreative Ideen oder unterstützende Beiträge. Das Teilen von Dankbarkeit und Lob auf der Kudo-Wall schaffen eine positive Arbeitsatmosphäre, in der sich die Mitarbeitenden gesehen und wertgeschätzt fühlen.
Solche Anerkennungsinitiativen fördern nicht nur die Selbstwerterhöhung, sondern stärken auch den Teamgeist und die Zusammenarbeit. Indem Mitarbeitende die Möglichkeit haben, ihre Wertschätzung zu äußern und zu erfahren, entsteht eine Kultur der Anerkennung, die über die reinen Arbeitsleistungen hinausgeht. Dies kann dazu beitragen, ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich die Mitarbeitenden in ihrem Wert für das Unternehmen bestätigt fühlen.
Die Kudo-Wall ist somit nicht nur ein Instrument der Anerkennung, sondern auch ein Baustein für eine gelungene Implementierung von New Work. Sie trägt dazu bei, eine Arbeitskultur zu schaffen, die auf Respekt, Wertschätzung und dem Bewusstsein für die individuellen Beiträge jedes Einzelnen basiert. In dieser Atmosphäre der gegenseitigen Anerkennung können sich die Mitarbeitenden nicht nur fachlich, sondern auch persönlich entfalten und tragen so zum Erfolg und zur Nachhaltigkeit der New Work-Philosophie im Unternehmen bei.
Es wird deutlich, dass die Reise hin zu einer neuen Arbeitswelt, wie sie von New Work inspiriert wird, weit mehr ist als nur eine strukturelle Veränderung. Es handelt sich um einen kreativen Prozess, der die Essenz menschlicher Bedürfnisse berührt. Die Maßnahmen, die Unternehmen im Rahmen von New Work ergreifen, sind nicht bloß Mittel zum Zweck, sondern kraftvolle Ausdrucksformen, um die tief verwurzelten Bedürfnisse nach Bindung, Autonomie, Lustgewinn und Selbstwerterhöhung zu erfüllen.
In diesem Tanz zwischen neuen Arbeitsstrukturen und menschlichen Grundbedürfnissen spielen die Haltung und das Mindset eine entscheidende Rolle. Es ist die Offenheit, sich den Veränderungen anzupassen, die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung und die Neugierde, gemeinsam Neues zu erschaffen, die die Brücke zwischen New Work und den individuellen Bedürfnissen schlagen.
Unternehmen, die diese Verbindung nicht nur erkennen, sondern sie als kreativen Motor für ihre Kultur nutzen, werden zu Schöpfern einer Arbeitslandschaft, in der nicht nur die Pflicht, sondern auch die Freude an der Arbeit blüht. Hier wird nicht nur gearbeitet; hier wird gelebt, gestaltet und gewachsen.
Ein Unternehmen, das die Bedeutung dieser Verbindung versteht, geht über die Grenzen des Gewohnten hinaus. Es schafft einen Raum, in dem die Mitarbeitenden nicht nur als Ressourcen betrachtet werden, sondern als einzigartige Beitragsleistende, die gesehen, geschätzt und ermutigt werden, sich selbst und das Unternehmen zu transformieren.
Auf dieser Reise zu einer neuen Arbeitskultur werden nicht nur Arbeitsmodelle revolutioniert, sondern auch Herzen erobert und Potenziale entfaltet. Es ist mehr als eine Veränderung im Unternehmen – es ist eine Evolution im Denken und Handeln, die die Essenz von Arbeit neu definiert und einen Raum schafft, in dem Menschen nicht nur arbeiten, sondern mit Leidenschaft und Sinnhaftigkeit wirken können.
Gentiana Daumiller ist Trainerin, systemische Unternehmensberaterin und Autorin des Kartenspiels „Hacking Me – Das Tool zur Selbstreflexion“. Sie begleitet Unternehmen und setzt Impulse durch Beratung, Seminare, Workshops und Vorträge zu Themen wie „New Work“, „Selbstreflexion“ und „Positive Fehlerkultur“.