Gesichter der jungen Wirtschaft: Steffi Faulhaber
Steffi Faulhaber ist Prokuristin und Mitinhaberin der GUK-Falzmaschinen GmbH & Co. KG. Als Frau im Maschinenbau zu Hause zu sein, ist für die 33-Jährige selbstverständlich – sie kennt es gar nicht anders.
Falzen for Future
Bereits als Baby hat Steffi Faulhaber Firmenluft geatmet. Ihre Mutter Susanne ist Mitinhaberin und auch ihre Oma, Ilse Reger, war bis zum Beginn der Pandemie noch täglich in der Firma mit über 80 Jahren. Gegründet hat die GUK Steffis Urgroßvater kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1948.
Ihre Maschinen sorgen dafür, dass Beipackzettel für Medikamente und Co. feinsäuberlich gefalzt, samt Produkten, in der Schachtel landen. Und das in Windeseile. Mit ihren Hochleistungs-Falzautomaten ist die Firma GUK Weltmarktführer. Hergestellt werden die Teile und Baugruppen für die „Wunder“-Maschinen, die in der Druck-, Pharma- und Verpackungsindustrie zum Einsatz kommen, in Wellendingen, einer kleinen Gemeinde mit 3323 Einwohnern, am Fuße der Schwäbischen Alb, in „The Länd“ Baden-Württemberg.
Keine Angst vor schmutzigen Händen
Steffi ist im Unternehmen aufgewachsen, und so war es für sie später auch gar keine Frage, ob sie mit in die Firma einsteigt. „Ich habe schon als Schülerin mit 15 Jahren begonnen in der Qualitätskontrolle als Ferienjobber zu arbeiten. Die Hände wurden schmutzig, die Luft roch nach Öl und die Aufgaben waren oft wiederholend, aber ich möchte diese Erfahrung nicht missen – insbesondere, um zu lernen wieviel man für sein Geld tun muss“, erzählt sie. Sie habe schon immer wissen wollen, was in der Fabrik geschieht, und nicht nur in der Verwaltung tätig sein. Schon in Schul- und Studienzeiten sei sie gerne mit auf Messen gewesen. Das Unternehmen kennt sie also von Kindesbeinen an. Und vor gut sechseinhalb Jahren sei sie dann mit eingestiegen. Mittlerweile ist sie aber nicht nur im Mutter-Unternehmen aktiv, sondern ist Geschäftsführerin der Tochter-Firma MB Bäuerle in St. Georgen, Geschäftsführerin der GUK-Services GmbH, und seit kurzem auch im Ehrenamt Vorstandsvorsitzende der WJ Schwarzwald-Baar-Heuberg.
„Maschinenbau ist ja eigentlich eine Männerdomäne, aber das hat mich nie gestört“, sagt sie. Nach dem Abitur begann sie das Duale Studium „International Business“ in Stuttgart, bei Bosch und an der Dualen Hochschule. „Ich habe schon immer lieber gearbeitet, als in Vorlesungen zu sitzen“, gibt sie lachend zu. Der tägliche Kontakt zu den Kunden mache ihr Spaß. Dabei Englisch oder auch Spanisch sprechen zu dürfen, sei für sie keine Herausforderung, sondern pure Freude. „Der Auslandanteil liegt bei uns bei 78 Prozent, da hat man jeden Tag mit coolen Ländern zu tun“, schwärmt sie.
Von wegen Männerdomäne
In der Branche fühlt sich Steffi sichtlich wohl. Sie muss lachen, wenn sie von Messen erzählt, auf denen die Männer, die an den Stand kommen denken würden, sie sei eine Hostess.
„Naja, man wird teilweise schon in eine Schublade gesteckt. Aus der kommt man aber schnell wieder raus, wenn man selbst weiß, was man kann, und dies dem Gesprächspartner auch vermitteln kann“, sagt sie selbstbewusst. Man müsse wissen, was der jeweilige Kunde für Anforderungen habe. „Frauen können zudem auch besser zuhören, was der Kunde will“, ist sie überzeugt.
Mit ihren Falzautomaten belegt die GUK eine Nische. Konkurrenz gibt es kaum. „Es ist eine schöne Situation Weltmarktführer zu sein und immer wieder zu sehen, dass die Kunden von unseren Produkten überzeugt sind“, so Steffi. Und da es für viele Leute offenbar richtig spannend ist, wie diese vielen Beipackzettel, die immer akkurat gefaltet sind, in die Schachteln kommen, waren die Maschinen sogar schon mal in der „Sendung mit der Maus“ zu sehen. Als Mitinhaberin trägt Steffi Mitverantwortung für die 220 Beschäftigten am Standort Wellendingen – eine besonders herausfordernde Aufgabe in Zeiten der Pandemie. Gemeinsam mit ihren Eltern Susanne und Friedrich Faulhaber sowie ihrem Bruder Sebastian lenkt sie die Geschicke der Firma. Sebastian ist ebenfalls Mitinhaber und im Unternehmen für den Marketingbereich verantwortlich. Gemeinsam werden sie das Unternehmen wohl eines Tages übernehmen.
Doch bis zur Übernahme sei es noch eine Weile hin, sagt Steffi. Da ihre Oma bis vor kurzem mit weit über 80 Jahren noch mit am Steuer des Unternehmensdampfers saß, macht sie sich darüber noch keine großen Gedanken. „Das wird schon“, ist sie überzeugt. Aber ist es nicht öde, mit 33 Jahren in einem kleinen Dorf am Fuße der Schwäbischen Alb zu leben, wenn einem doch die Welt offensteht? Steffi lacht. „Auf keinen Fall! Ich schätze es sehr, dass ich hier direkt in der Natur bin, dass ich einen eigenen Garten habe. Wir haben hier eine tolle Region und man ist schnell in Städten, die eine ganze Menge zu bieten haben“, sagt sie. Während ihres Studiums verbrachte sie einige Zeit in Spanien, Malaysia und Panama. „Ich habe es sehr genossen, die Welt und andere Kulturen kennen zu lernen“. Wenn man dann einen eigenen Betrieb habe, werde man ruhiger. „Und man hat ohnehin nicht mehr so viel Zeit für große Unternehmungen“, winkt sie ab.
Es ist eine schöne Situation Weltmarktführer zu sein und immer wieder zu sehen, dass die Kunden von unseren Produkten überzeugt sind.
Aus der Region in die Welt
Und dann sind da noch die Wirtschaftsjunioren in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, deren Vorstandsvorsitzende Steffi in diesem Jahr ist. Die Aufgabe macht ihr großen Spaß, erzählt sie begeistert. „In diesen Zeiten ist es ein Rettungsanker, wenn man Möglichkeiten hat, Leute aus der Wirtschaft zu treffen“, sagt sie. Der Businesskontakt habe sich durch die Pandemie sehr geändert. Sich mit anderen jungen Unternehmerinnen und Unternehmern auszutauschen sei für sie wichtig und wertvoll. „Das sind eben andere Themen als die, die man im Freundeskreis bespricht“. Ein bis zweimal im Monat gebe es Veranstaltungen, hinzu komme Repräsentations- und Pressearbeit. „Wir haben eine gute Mischung von Austausch, Betriebsbesichtigungen, Stammtischgesprächen, Impulsvorträgen und Seminaren.“ Projekte zu organisieren und auch mal an politischen Veranstaltungen teilzunehmen, sei auch für die Arbeit im eigenen Unternehmen von Vorteil. Die Digitalisierung eröffne zudem ganz neue Möglichkeiten, mit anderen Wirtschaftsjunioren in Deutschland in Verbindung zu treten. „Man kann sich online zu Veranstaltungen dazuschalten, kann schauen, was bei anderen läuft, und man kann sich austauschen“, sagt sie.
Aber nicht nur über den Tellerrand zu schauen sei wichtig, sondern auch im eigenen Kreis gebe es viel zu tun. „Wir wollen die Wirtschaftsjunioren bei uns in der Region bekannter machen“, ist der Plan. „Ich profitiere so sehr von den Wirtschaftsjunioren, und es macht Spaß dabei zu sein. Deswegen ist es mir ein Anliegen, auch andere junge Unternehmer für uns zu gewinnen“. Mitgliederakquise sei ein großes Thema. „Ich habe mir zum Ziel gesetzt, die Wirtschaftsjunioren in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg zukunftssicher zu machen und neue Mitglieder zu gewinnen. Hier gebe ich Vollgas. Die Wirtschaftsjunioren sind eine Bereicherung für die eigene Persönlichkeit. Daran wächst man. Von meiner Power möchte ich gerne auch etwas weitergeben“, betont Steffi. Sich weiter zu vernetzen, auch über die Grenzen Europas hinaus, sei eine große Chance.
Innovation seit Anbeginn
Die Arbeit bei den Wirtschaftsjunioren bietet ihr zudem neue Impulse für das eigene Unternehmen. Den Grundstein für die GUK-Falzmaschinen legte Steffis Urgroßvater Anton Kunzmann. Im Januar 1948 gründete er das Unternehmen zusammen mit seinem Geschäftspartner Karl Griesser. Schon damals waren Qualität, Innovation und am Kunden orientiertes Arbeiten erfolgreiche Ziele der jungen Firma, die bis heute eine wichtige Maxime für die Unternehmensentwicklung sind. Und so hat sich die GUK mit unternehmerischem Mut und Weitblick der beiden Gründer von einer kleinen Werkstatt zu einem heute weltweit agierenden Unternehmen mit den Bereichen Falzmaschinenbau und Drehtechnik entwickelt. Die Firma mit dem richtigen Gleichgewicht aus Innovation und Beständigkeit in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, das ist eine der großen Aufgaben der jungen Unternehmerin Steffi Faulhaber.
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